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Neue Vorwürfe gegen den Panda
WWF soll Verbrechen vertuscht haben

Seit fünf Monaten steht der WWF am Pranger: Er soll Folter, Vergewaltigung und Mord zugelassen haben. Nun kommt noch der Vorwurf der Vertuschung hinzu.
Publiziert: 12.07.2019 um 23:10 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:08 Uhr
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Der Panda ist unter Druck: Im Namen des Tierschutzes soll der WWF Menschenrechtsverletzungen toleriert und gefördert haben.
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Sermîn FakiPolitikchefin

Plötzlich hatte der Panda blutige Pfoten: Im März deckten Recherchen des Online-Portals Buzzfeed auf, dass die Umweltschutzorganisation WWF Wildhüter für sich arbeiten liess, die brutalste Methoden gegen Wilderer und Zivilisten anwendeten.

«Die beliebte Wohltätigkeitsorganisation finanziert in Nationalparks in Asien und Afrika paramilitärische Kräfte, rüstet sie aus und arbeitet direkt mit ihnen zusammen», so Buzzfeed. Die Vorwürfe waren massiv: Es ging um Morde, Massenvergewaltigungen, Folter (BLICK berichtete).

Will der WWF wirklich aufklären?

Als Reaktion kündigte der WWF damals eine externe Untersuchung an. Doch deren Ergebnisse lassen noch immer auf sich warten. Auf Anfrage von BLICK lässt die 1961 in der Schweiz gegründete Umweltschutzorganisation nur ausrichten, dass die Untersuchungskommission ihre Arbeit aufgenommen habe.

Doch nun werden Zweifel am Willen der Umweltschützer laut, dass diese die Affäre tatsächlich lückenlos aufklären wollen. Gemäss neuen Recherchen von Buzzfeed hat der WWF versucht, Beweise für brutale Verbrechen zu vertuschen. Beweise, die etwa Gruppenvergewaltigungen und Folterung von schwangeren Frauen durch Parkwächter im Salonga-Nationalpark im Kongo belegen sollen.

Zwei der Frauen seien schwanger gewesen und hätten später Fehlgeburten erlitten. Andere Dorfbewohner seien gefoltert worden, indem ihre Penisse mit Angeldraht stranguliert wurden, so die Vorwürfe.

Nicht einmal die Geldgeber wurden informiert

All das habe der WWF im März gewusst – weil er selbst eine interne Untersuchung in Auftrag gegeben hatte. Doch die Ergebnisse wurden nie veröffentlicht. Der WWF habe den Entwurf des Berichts nicht einmal mit seinen Partnern – darunter die deutsche Staatsbank KfW, die das Projekt im Kongo mitfinanziert hat – teilen wollen.

Erst auf massivem Druck der Partner erhielten diese eine Papierkopie des Berichts – unter der Auflage, diese streng vertraulich zu behandeln. Für die britische Rainforest Foundation, eine von Sänger Sting (67) und seiner Frau Trudie Styler (65) gegründete Stiftung zum Schutz des Regenwalds, ist das Vorgehen des WWF «völlig inakzeptabel». «Das ist nichts anderes als eine Vertuschung», so Direktor Simon Counsell gegenüber Buzzfeed.

Der WWF ist nicht das erste Mal mit diesem Vorwurf konfrontiert: 2015 prangerte die Organisation Survival International Menschenrechtsverletzungen im Kongobecken an. Auch damals gab es eine Untersuchung – und auch deren Ergebnisse wurden nie veröffentlicht.

Der WWF erklärt sich

Auf Anfrage des BLICK weist WWF International die Vorwürfe zurück. Man habe den Bericht «aus Sorge um die Gesundheit und Sicherheit der Opfer» nicht veröffentlicht, und um die Strafverfolgung der mutmasslichen Täter nicht zu beeinflussen. Zudem seien Massnahmen ergriffen worden, um Gewaltverbrechen künftig zu verhindern. Der WWF Schweiz habe nichts mit dem Salonga-Park zu tun.

Dem angekratzten Image dürfte das wenig helfen, zumal sich nicht völlig ausschliessen lässt, dass Schweizer Spendengelder nicht doch in einem der kritisierten Projekte gelandet sind. Die Stiftung Zewo prüft daher noch immer, ob sie den WWF Schweiz weiterhin für den effizienten und guten Spendeneinsatz zertifizieren kann. «Wir sind mit dem WWF in Kontakt», so Geschäftsleiterin Martina Ziegerer zu BLICK. Doch auch die Zewo müsse dazu die Ergebnisse der Untersuchungskommission abwarten.

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