Ex-Fifa-Boss Sepp Blatter (83) hat diese Woche angekündigt, seinen Nachfolger Gianni Infantino (49) verklagen zu wollen. Blatter meint, der Weltfussballverband schulde ihm noch diverse Sachen, die er im Herbst 2015 bei seinem abrupten Abgang zurückgelassen hatte, unter anderem eine Uhrensammlung. Zudem macht er einen moralischen Schaden geltend, denn über ihn würden Unwahrheiten verbreitet.
In diesem Zusammenhang kommt auch neues Ungemach auf den angeschossenen Bundesanwalt Michael Lauber (53) zu. In einem Interview mit der «Schweiz am Wochenende» sagte Blatter, bei den drei Treffen zwischen dem Bundesanwalt und Infantino sei es auch um ihn gegangen: «Offenbar haben die auch über meinen Fall gesprochen, das ist so durchgesickert.»
Blatter erhebt schwere Vorwürfe
Die Bundesanwaltschaft hat im September 2015 ein Verfahren wegen ungetreuer Geschäftsführung gegen Blatter eröffnet. Und seit seiner Einvernahme damals habe er von der Bundesanwaltschaft nichts mehr gehört.
Auf die Frage, warum die Bundesanwaltschaft so lange brauche, macht Blatter gemäss der Zeitung eine verhängnisvolle Geste. «2016, als es zum Treffen zwischen Infantino und dem Bundesanwalt kam …», sagte er und ruderte mit den Armen, als wolle er andeuten, dass Infantino Lauber damals gebeten haben könnte, die Angelegenheit in die Länge zu ziehen.
Kann Lauber das Gegenteil beweisen?
Man muss diese Andeutung nicht für bare Münze nehmen – immerhin ist Blatter Beschuldigter und solche Vorwürfe dürften zu seiner Verteidigungsstrategie gehören. Doch da der Inhalt der drei Treffen zwischen Lauber und Infantino nicht protokolliert wurde, wird Lauber in der am Freitag gegen ihn eingeleiteten Disziplinaruntersuchung nicht das Gegenteil beweisen können.
Was den Raum für noch mehr Spekulationen öffnet, die Laubers Kritiker zu nutzen wissen werden. Die Fifa teilt auf Anfrage mit, dass sie als Klägerin interessiert sei, die Verfahren zu einem Abschluss zu bringen: «Diese Personen, die Verbrechen begangen haben, sollen für den Schaden verantwortlich gemacht werden, den sie unserer Organisation und dem Fussball zugefügt haben.»
Lauber hat sich beschwert
Unterdessen wächst sich der Streit zwischen Lauber und seinem Chef-Aufseher Hanspeter Uster (61) zu einer handfesten Fehde aus. Uster präsidiert die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft (AB-BA), die die Disziplinaruntersuchung eingeleitet hat. Diese soll abklären, ob Lauber in den Fussball-Verfahren seine Amtspflichten verletzt hat. Dabei geht es vor allem um die drei Treffen zwischen Lauber und Infantino. Lauber hatte Uster deswegen am Freitag frontal angegriffen (BLICK berichtete).
Doch es kriselt schon länger zwischen der AB-BA und Lauber. Bereits vor einem Monat reichte der Bundesanwalt eine Aufsichtseingabe gegen die AB-BA bei der Geschäftsprüfungskommission des Parlaments (GPK) ein, wie SP-Ständerat Hans Stöckli (67) einen Bericht der Tamedia-Zeitungen bestätigte. Die Geschäftsprüfungskommission über die parlamentarische Oberaufsicht über die Bundesanwaltschaft aus.
GPK klärt Beschwerde ab
Bei einer Aufsichtseingabe handelt es sich um eine formlose Beschwerde. Lauber war also mit der Arbeit der AB-BA nicht einverstanden. Die GPK werde die Eingabe nun bearbeiten und die Vorwürfe abklären. Was dann passiert, ist noch völlig offen. Laubers Beschwerde kann abgewiesen werden, es kann aber auch sein, dass die GPK Aufträge erteilt, die Aufsicht rügt oder gar gesetzgeberisch tätig wird, wie Stöckli gegenüber BLICK erklärt.