Dies zeigen Wissenschaftler der Fakultät für Geowissenschaften und Umwelt der Universität Lausanne (Unil) in einer internationalen Studie, die in der Zeitschrift «Geophysical Research Letters» veröffentlicht wurde.
Bis 2050 werden demnach mindestens 34 Prozent des Eisvolumens in den europäischen Alpen verschwunden sein. Dies wurde aufgrund eines neuen Computermodells errechnet, das von den Autoren in Zusammenarbeit mit der Universität Grenoble (F) sowie der ETH und der Universität Zürich entwickelt wurde. Die Wissenschaftler nutzten Deep-Learning-Methoden, um ihr Modell zu trainieren.
In ihrem optimistischen Szenario wurde die Erwärmung im Jahr 2022 gestoppt, die Gletscher erlitten aufgrund von Trägheitsphänomenen aber trotzdem Verluste. Die Realität sieht jedoch anders aus, da die Treibhausgasemissionen weltweit weiter steigen, wie die Uni am Freitag in einer Pressemitteilung schreibt.
Die zweite, realistischere Voraussage zeichnet deshalb ein deutlich düstereres Bild. Es geht davon aus, dass bis 2050 46 Prozent oder fast die Hälfte des Eisvolumens der Alpen verschwunden sein werden, wenn sich der Trend der letzten 20 Jahre fortsetzt. Noch dramatischer ist die Entwicklung, wenn nur die Daten der letzten zehn Jahre extrapoliert werden. In diesem Fall würde der Verlust der Eismasse gar 65 Prozent ausmachen.
Die Daten, die zur Erstellung der Szenarien verwendet wurden, enden im Jahr 2022, einem Jahr, auf das ein aussergewöhnlich heisser Sommer folgte. Es sei deshalb wahrscheinlich, dass die Situation noch schlimmer sei als die dargestellte, wird Samuel Cook, Forscher an der Uni und Erstautor der Studie, in der Pressemitteilung zitiert.
Laut verschiedenen Studien, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden, insbesondere vom Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC), könnten die europäischen Gletscher bis 2100 zwischen 80 und 90 Prozent ihres Volumens verlieren. Eine Modellierung der ETH Zürich und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), die 2019 veröffentlicht wurde, kam ebenfalls auf einen Verlust von 50 Prozent bis im Jahr 2050. (SDA)