Neue Nationalräte geben ihnen keinen Zutritt ins Bundeshaus
Lobbyisten, ihr müsst draussen bleiben!

Die neuen Nationalräte sind geiziger mit ihren Zutrittsausweisen als die alten Hasen. Auch nach einem Jahr in Amt und Würden haben zwölf Parlamentarier noch beide Zutrittsausweise nicht vergeben.
Publiziert: 30.12.2016 um 00:15 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:34 Uhr
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In der Wandelhalle des Bundeshauses treffen sich Parlamentsmitglieder mit Lobbyisten. (Symbolbild)
Foto: Peter Klaunzer
Christof Vuille und Sermîn Faki

Seit der Kasachstan-Affäre um Nationalratspräsidentin Christa Markwalder ist es um die Lobbyisten im Bundeshaus ruhig geworden. Kein Wunder: Sie kommen nämlich nicht mehr so einfach rein. 

Die 55 neugewählten Nationalräte hüten ihre zwei Zutrittsausweise, die sie vergeben können, wie Schätze. Von 112 möglichen Kärtchen konnten Lobbyisten nur gerade magere 24 Exemplare erbeuten.

Kasachstan hat Spuren hinterlassen

Zum Vergleich: Von den restlichen verfügbaren 290 Ausweisen haben sie sich 165 Stück unter den Nagel gerissen. Die Auswertung orientiert sich an den Angaben der Parlamentarier in der öffentlich zugänglichen Liste von Ende November. Nicht mitgerechnet sind Verwandte, persönliche Mitarbeiter und Parteikollegen. 

Vor einem Jahr gaben praktisch alle angefragten Neo-Nationalräte an, dass sie zurückhaltend sein werden. Die Zahlen zeigen, dass die Neulinge weitgehend Wort gehalten haben. FDP-Vertreter Thierry Burkart hatte etwa erklärt, dass die Kasachstan-Affäre «Spuren hinterlassen» habe. Versucht haben es die Lobbyisten trotzdem. «Ich hatte rund ein Dutzend Anfragen von Lobbyisten», sagt Burkart heute. Er hat seine beiden Zutrittsausweise nicht vergeben, «weil ich nicht den Anschein von Abhängigkeit erwecken will». Er stehe aber zur Verfügung, wenn ein Bürger oder ein Verband ein Anliegen darlegen wolle.

Ebenfalls keinen Zugang für Dritte gibts von elf weiteren Nationalräten. Darunter auffallend viele Politiker bürgerlicher Parteien, die sonst gerne ein Ohr für die eine oder andere Lobby haben. Keine Badges vergeben haben etwa Roger Köppel und Andreas Glarner (SVP), Claude Béglé (CVP) oder Hans-Ulrich Bigler (FDP). Viele andere überlassen einem Familienmitglied den Zugang zur Wandelhalle.

Ständeräte sind freigiebiger

Die Ständeräte haben offenbar weniger Berührungsängste: Von den sieben frisch nach Bern Gewählten hat nur einer, FDP-Mann Damian Müller aus Luzern, keinen Badge vergeben. Auch die freisinnigen Neo-Ständeräte Andrea Caroni und Philipp Müller, die zuvor schon in der Grossen Kammer politisiert haben, haben ihre Badges nicht vergeben. Bei allen anderen Neuzugängen ging zumindest ein Zutrittsausweis an einen Lobbyisten.

Dank dessen können sich unter anderen die Schweizerische Post, der Verband der verladenden Wirtschaft, die Raiffeisen-Bank, die Zementindustrie und der Anwaltsverband sicher sein, dass ihren Interessen im Bundeshaus Rechnung getragen wird.

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