Kleinkinder, die beinahe an Tränengas ersticken. Flüchtlingsboote, die von der griechischen Küstenwache attackiert werden. Die Migrationskrise im Südosten Europas spitzt sich zu, seitdem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (66) Flüchtlinge in Richtung EU schickt.
Auf den griechischen Inseln wehren sich die Bewohner mit Gewalt gegen weitere Flüchtlinge in den ohnehin überfüllten Lagern. Die dramatischen Zustände auf Lesbos und Samos haben SP-Nationalrätin Samira Marti (26) aufgeschreckt. Es spiele sich eine absolute humanitäre Katastrophe ab, sagt sie.
Marti will Flüchtlinge in die Schweiz holen
Da Griechenland nicht fähig sei, die Asylgesuche in sinnvoller Zeit zu bewältigen, müsse die Schweiz einspringen – zusammen mit anderen europäischen Ländern –, so Marti. Der Bund soll Flüchtlinge direkt von den griechischen Inseln in die Schweiz holen, fordert sie in einer Motion. «Wir haben das Geld und den Platz, um mehr Menschen in die Schweiz zu holen.»
Die Baselbieterin spricht auf die leerstehenden Schweizer Asylzentren an. In der Tat: Das Staatssekretariat für Migration (SEM) hat die Kapazitäten um 50 Prozent heruntergefahren und einige Zentren gar vorübergehend geschlossen.
Wenige Asylgesuche
Die Schweiz könne sofort etwas machen, ohne viel Zusatzaufwand, sagt Marti. «Schliesslich steht allein die Hälfte der Bundesasylzentren leer. Das ist angesichts der Tragödie in der Türkei und Griechenland einfach nur zynisch.»
Die aktuellen Asylgesuchszahlen seien noch immer sehr tief, wie SEM-Sprecher Daniel Bach bestätigt. Selbst wenn sich eine grössere Zahl von Flüchtlingen von Süden her in Richtung Westeuropa bewege, dauere es erfahrungsgemäss sechs bis acht Wochen, bis ein Teil dieser Migranten bei uns ankommen würde.
100'000 Leute auf dem Weg
Allerdings schliesst das SEM nicht aus, dass die Zahl der Asylgesuche steigen könnte. «Sollte sich dies abzeichnen, würden wir die erforderlichen Massnahmen einleiten, um bereit zu sein», so Bach.
Die Lage im Südosten Europas sei einigermassen unübersichtlich. Nach SEM-Informationen haben sich etwa 100'000 Menschen auf den Weg an die griechische und die bulgarische Grenze gemacht, wo sie nun aber nicht weiterkommen. Ein Teil versuche, via Seeweg auf eine der griechischen Inseln zu gelangen – wo die Lager schon völlig überfüllt sind.