Nein zu Flüchtlingsstadt in Ägypten
Politiker zeigen kein Herz für Sawiris' Idee

Andermatt-Investor Samih Sawiris will in Ägypten eine Stadt für Flüchtlinge bauen. Auf Unterstützung aus der Schweizer Politik darf er dabei nicht hoffen.
Publiziert: 10.10.2016 um 20:39 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:31 Uhr
Will Flüchtlingsstädte mit Schweizer Geld bauen: Samih Sawiris in seinem Hotel The Chedi in Andermatt. (KEYSTONE/Christian Beutler)
Foto: CHRISTIAN BEUTLER
Sermîn Faki

Samih Sawiris will Städte für Flücht­linge im Nahen Osten bauen – und zählt dabei auf die Unterstützung der Schweiz. Im Interview mit dem SonntagsBlick schlug er vor, in Ägypten eine Stadt zu bauen, in der Flüchtlinge leben könnten. Darunter auch solche, die derzeit in der Schweiz sind.

Auf der Suche nach Geld

In Europa seien diese Leute nicht glücklich, so Sawiris: «Die meisten Flüchtlinge wären trotz Krieg lieber in Syrien oder in einem Nachbarland geblieben, damit sie eines Tages wieder in ihre Heimat zurückgehen können», ist er überzeugt. 

Käme das Projekt zustande, würde Sawiris auf seinen Gewinn verzichten. Derzeit sucht er Investoren - und wünscht sich, dass auch die Schweiz dazu gehört. Deswegen sei er bereits in Kontakt mit Schweizer Politikern. 

Migrationspolitiker sind skeptisch

Asylpolitiker der unterschiedlichen Couleur reagieren aber skeptisch auf Sawiris' Plan. Eine Retortenstadt reiche nicht, um Flüchtlingen ein neues Zuhause zu geben, findet zum Beispiel der Aargauer SP-Nationalrat Cédric Wermuth. «Zweitens scheint mir Ägypten wie ganz Nordafrika zu fragil, um dem Land noch zusätzliche Last aufzubürden. Und drittens darf es nicht sein, dass sich Europa einfach von seiner humanitären Verantwortung freikauft», findet er. Dennoch begrüsse er das Engagement des Unternehmers. «Die Flüchtlingskrise ist nicht allein Aufgabe der Politik. Gut, wenn sich auch private Akteure engagieren wollen.»

Auch CVP-Ständerat Pirmin Bischof spricht von einer «interessanten Idee», die aber ganz genau geprüft werden müsse. Nicht nur, was die Kosten betrifft. Auch brauche es sicher ein Abkommen mit dem ägyptischen Staat. Denn dieser müsse ja zusichern, dass beispielsweise Vorläufig Aufgenommene, die in der Schweiz keinen Anspruch auf Asyl haben, wirklich von Ägypten übernommen werden.

SVP will lieber Camps finanzieren

Auch bei der SVP, die sich eigentlich für Hilfe vor Ort statt in der Schweiz ausspricht, ist die Reaktion verhalten. Dauerhafte Unterkünfte irgendwo seien nicht zielführend, sagt Aargauer Nationalrat Andreas Glarner. «Die SVP will wenn, dann in Camps zur temporären Unterbringung der Flüchtlinge investieren.» Zudem wolle Sawiris offenbar vor allem Häuser für Ägypter bauen. «Dass die Schweiz dafür Geld geben wird, kann ich mir nicht vorstellen», so der Asyl-Hardliner.

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