Nach Neujahr geht der Abstimmungskampf um die zweite Gotthardröhre in die heisse Phase. Die Tunnelgegner haben sich ihr Nein gross auf die Fahne geschrieben – und zwar wortwörtlich. Mit einem Fahnenmeer in der ganzen Schweiz soll ihre Kampagne sichtbar werden.
10'000 Fahnen hat der Verein Nein zur 2. Gotthardröhre dafür in der Schweiz produzieren lassen. «Rund die Hälfte davon haben wir bereits verteilt – in alles Landesteile», sagt Vereins-Co-Präsident Jon Pult.
Wehrhafte Alpen-Musikanten
Das Sujet lehnt sich an die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten an. Doch anstelle von Esel, Hund, Katze und Hahn wie in der Originalgeschichte, bilden nun die Alpentiere Steinbock, Gämse, Murmeltier und Krähe die Pyramide, die nicht einer Räuberbande, sondern den Tunnelfreunden den Kampf ansagt.
«So wie sich die Bremer Stadtmusikanten mit Schlauheit gewehrt haben, so wehren sich auch unsere ‚Alpen-Musikanten’ – gegen mehr Transit-Lastwagen, gegen mehr Umweltverschmutzung, gegen die Zerstörung ihres Lebensraums», sagt Pult.
«Eine Schwindel-Vorlage»
Nur, diese Botschaft ist im Stimmvolk bisher nicht angekommen. Gemäss einer in der«SonntagsZeitung» veröffentlichten Umfrage würden derzeit nur 16 Prozent gegen die neue Röhre stimmen, 63 Prozent dafür. Der Rest ist noch unentschlossen.
«Das Ergebnis ist zwar nicht erfreulich, aber ich lasse mich von einer Umfrage nicht erschrecken», sagt SP-Mann Pult. Er rechnet mit einem hart geführten Abstimmungskampf und einem knappen Ergebnis am 28. Februar 2016 an der Urne. «Ich bin optimistisch für die heisse Schlussphase. Denn die Argumentation des Bundes ist voller Pirouetten und Ungereimtheiten, dass werden wir den Leuten auch aufzeigen.»
Er nennt auch gleich ein Beispiel: «In der Botschaft an Parlament spricht der Bundesrat davon, dass der bestehende Gotthard-Strassentunnel bis spätestens 2025 dringend saniert werden müsse. Gemäss neusten Angaben des Bundes hingegen kann der Tunnel bis 2035 problemlos weiterbetrieben werden.»
Für den Alpenschützer ist klar: «Es ist eine Schwindel-Vorlage. Das merken die Leute immer mehr.»