Naturstein nach China und zurück gekarrt
SBB holen sich Schmähpreis für «absurdesten Transport»

Die Alpen-Initiative vergibt jedes Jahr den «Teufelsstein» für den sinnlosesten Gütertransport. Dieses Jahr geht er an die SBB für ihr Mega-Projekt Europaallee.
Publiziert: 28.08.2018 um 09:58 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2018 um 16:27 Uhr
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Einmal nach China und retour: Die Fassaden der Gebäude in der Mitte wurden in China zusammengebaut.
Foto: REUTERS
Lea Hartmann

Für die SBB ist die Europaallee gleich neben dem Zürcher Hauptbahnhof ein Prestigeprojekt – aus Sicht der Alpen-Initiative hingegen ist sie ein Schandfleck. Der Verein, der 1994 die gleichnamige Volksinitiative lanciert hatte, prangert mit der Verleihung des «Teufelssteins» jedes Jahr Firmen an, die aus seiner Sicht unnötige Gütertransporte machen.

Dieses Jahr geht der Schmähpreis an die SBB. Für die Fassade eines Hochhauses an der Europaallee liessen die Bundesbahnen Naturstein und Sonnenstoren über 40'000 Kilometer nach China und wieder zurück transportieren. Der Muschelkalk aus einem Steinbruch in Deutschland und die Storen wurden in Shenyang im Nordosten Chinas zusammengebaut, die fertigen Fassadenelemente dann via Basler Hafen nach Zürich gebracht. Laut der Alpen-Initiative hat der Transport 20-mal mehr CO2-Ausstoss verursacht, als wenn die Fassade vor Ort hergestellt worden wäre. 

Beschaffungsgesetz fördere absurde Transporte

Der Verein übt aber nicht nur Kritik an den SBB, sondern auch am Bund. Das Beschaffungsgesetz würde solchen ökologischen Blödsinn fördern, findet Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative und Chef der SP Graubünden. «Ein Unternehmen erhält eher einen Auftrag, wenn es Steine ans andere Ende der Welt und zurück transportiert, als wenn es mit Lieferanten und Materialien aus der Region arbeitet.» Das zeige die Absurdität des aktuellen Systems auf.

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Tatsächlich hatten sich auch Schweizer Firmen für den Auftrag beworben. Ihre Offerten waren aber mehrere Millionen teurer als jene des österreichischen Generalunternehmens Porr. Dieses vergab den Fassaden-Auftrag dann nach China.

Auch «echten» Preis verliehen

Nebst dem «Teufelsstein» für absurde Transporte vergibt die Alpen-Initiative heute mit dem «Bergkristall» auch den Preis für das vorbildlichste Projekt in Sachen Gütertransport. Gewinnerin ist die Luzerner Organisation «Wasser für Wasser», die sich dafür einsetzt, dass in Luzerner Restaurants mehr Hahnenwasser getrunken wird. Das spart CO2 und produziert weniger Abfälle, so die Begründung der Alpen-Initiative.

Beide Gewinner gingen aus einem Online-Voting des Vereins hervor. Je drei Projekte standen zur Abstimmung. Für den «Teufelsstein» waren nebst den SBB auch die Landi und die Branchenorganisation der Fleischwirtschaft, Pro Viande, nominiert.

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