Wieder die Nummer eins im Stöckli
Karin Keller-Sutter macht die CVP stark

St. Gallen steht vor einer spannenden Wahl: Die bürgerlichen Parteien buhlen um den freien FDP-Ständeratssitz von Karin Keller-Sutter. Der Wahlausgang hat auch Auswirkungen auf Bundesbern: Die CVP ist wieder stärkste Kraft im Stöckli. Doch bleibt sie es auch?
Publiziert: 06.12.2018 um 20:17 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2019 um 18:18 Uhr
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Die soeben gewählte Karin Keller-Sutter (FDP) beim Verlassen des Parlaments.
Foto: Reuters
Ruedi Studer

Die CVP freute sich am Mittwoch riesig über die Wahl von Viola Amherd (56, VS) in den Bundesrat. Kaum weniger gross war die Freude über den Erfolg von FDP-Kandidatin Karin Keller-Sutter (54). Denn mit der Wahl der St. Galler Ständerätin wird ihr Sitz im Stöckli frei. Und mit dieser Vakanz wird die CVP wieder zur stärksten Kraft in der kleinen Kammer!

Fast ein Jahrhundert lang dominierte die CVP den Ständerat. Nach einer kurzen Zwischenphase war sie ab 2003 wieder die Nummer eins. Doch seit 2015 musste sie den Thron mit der FDP teilen. Rein formal gilt diese Machtteilung noch bis Ende Jahr, da Keller-Sutter bis dahin rein formell immer noch als Ständerätin amtiert.

Doch mit Keller-Sutters offiziellem Amtsantritt als Bundesrätin am
1. Januar 2019 fliegt die FDP vom obersten Podestplatz. Die CVP hat dann mit 13 Ständeratsmandaten die Nase alleine vorn. Die FDP hingegen muss sich den zweiten Platz neu mit der SP teilen. Wie die Genossen kommen die Freisinnigen noch auf zwölf Mandate.

CVP will St. Galler Sitz erobern

Für die CVP kommt es vielleicht noch besser! Sie will den vakanten Sitz von Keller-Sutter erobern! Und damit «den vor sieben Jahren verlorenen Sitz im Ständerat zurückzugewinnen», wie die Kantonalpartei in einer Mitteilung schreibt. Schafft sie dies, könnte die CVP mit neu 14 Ständeräten ihre Vormachtstellung ausbauen. 

Schon am 15. Dezember will sie ihren Kandidaten nominieren. Ein heisser Anwärter dafür ist CVP-Regierungsrat Benedikt Würth (50). Bei den Bundesratswahlen hat er Keller-Sutter für die Ostschweiz den Vortritt gelassen. Nun will er sie im Ständerat beerben. Würth hat am Freitag seine Kandidatur bekannt gegeben.

Auch die SVP wird um den Sitz kämpfen. Diese könnte mit SVP-Regierungsrat Stefan Kölliker (48) antreten, der auch schon seit zehn Jahren in der Exekutive sitzt. Da wäre eine Fortführung der politischen Karriere auf nationaler Ebene eine logische Folge.

Eine andere Option wäre Esther Friedli (41), die Lebenspartnerin von Noch-Nationalrat Toni Brunner (44, SVP). Allerdings wird sie eher nochmals den Sprung in die Kantonsregierung versuchen, scheiterte sie doch 2016 bei ihrem ersten Anlauf knapp. 

Sollte die SVP den Sitz holen, bleibt die CVP weiterhin auf dem ersten Platz vor der FDP.

FDP-Dobler ist «ernsthaft interessiert» 

Klar ist aber: Die FDP wird ihren Sitz nicht kampflos abgeben. FDP-Nationalrat Marcel Dobler (38) bringt sich bereits in Stellung: «Ich bin ernsthaft interessiert und überlege mir eine Kandidatur.» Mit Blick auf den anderen St. Galler Ständerat Paul Rechsteiner meint er: «Ich bin Unternehmer, er ein ehemaliger Gewerkschaftschef – das wäre eine gute Kombination für den Kanton St. Gallen.» Bis Ende Jahr will er einen definitiven Entscheid fällen.

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Allerdings kommen bei der FDP auch andere Anwärter infrage. Eine Option wäre Regierungsrat Martin Klöti (64). Oder allenfalls schicken die Freisinnigen eine ihrer Kantonsrätinnen ins Rennen, um mit dem Frauen-Bonus zu punkten. Denn nach dem Abgang von Keller-Sutter hat die FDP keine einzige Frau mehr in der kleinen Kammer. Im Januar will die Partei entscheiden.

Spannende Ausgangslage

Der Kanton St. Gallen steht jedenfalls vor einer spannenden Wahl: Auf den 10. März 2019 ist der erste Wahlgang für den freien Ständeratssitz angesetzt. Ein allfälliger zweiter Wahlgang ist im Mai vorgesehen.

Interessant ist die Ausgangslage auch für die Linke: Während sich die drei grossen bürgerlichen Parteien um den freien Sitz streiten, könnte diese nämlich den Ausschlag dafür geben, wer neu neben SP-Mann Rechsteiner nach Bundesbern zieht. Gut möglich also, dass die CVP mit Hilfe von Links-Grün das Ständeratsmandat holt. 

Doch dieses Szenario wäre für Rechsteiner nicht ungefährlich, wenn er im Herbst 2019 bei den normalen Ständeratswahlen seinen Sitz verteidigen muss. Bei den früheren Ausmarchungen 2011 und 2015 musste er jeweils in einen zweiten Wahlgang, bevor er den Kampf für sich entschied. Sollte sich die Rechte auf einen gemässigten Herausforderer einigen können, ist offen, ob Rechsteiner der Coup ein drittes Mal gelingt.

Bregy für Amherd

Auch im Wallis wird nach der Wahl von Viola Amherd (56) in den Bundesrat ein Sitz neu besetzt. Allerdings geht es hier um ein Nationalratsmandat, was die Sache einfacher macht: Für Amherd rutscht der Walliser CVP-Grossrat Philipp Matthias Bregy (40) in die grosse Kammer nach. Im März 2019 wird er als neuer Nationalrat vereidigt. 

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