«Auch SVP-Urgestein Reimann kehrt der Partei den Rücken», schreibt der «Tagesanzeiger». Reimann gehe bis nach den eidgenössischen Wahlen parteimitgliedschaftsmässig im Aargau in den Ausstand. Das habe der SVP-Nationalrat (76) in einer E-Mail an mehrere SVP-Politiker bekanntgegeben.
Es wäre starker Tobak – denn erst Anfang Woche war Regierungsrätin Franziska Roth aus der Aargauer SVP zurückgetreten. Die angeschossene Gesundheitsdirektorin zog damit die Konsequenzen aus der monatelangen Kritik an ihrer Amtsführung, die vor allem aus der SVP selbst gekommen war (BLICK berichtete).
SVP-Reimann: Parteiaustritt ist «Mumpitz»
Nun also auch Reimann? «Mumpitz», sagt dieser auf Anfrage von BLICK. «Ich zahle weiterhin meine Mitgliedergebühren». Er werde einzig nicht mehr an Parteiversammlungen teilnehmen, wo es um die Wahlen im Herbst gehe. «Sonst würde man mir ja Betriebsspionage vorwerfen.»
Grund dafür ist, dass der Nationalrat im Herbst nicht mehr für die SVP antreten wird. Denn 2017 hat die Aargauer Kantonalpartei die Hürden für ihre Sesselkleber erhöht: Nach vier Amtsperioden braucht es für eine wiederholte Nominierung neu eine Zweidrittelmehrheit am Parteitag.
Reimann goutiert diese Prozedur nicht, will aber trotzdem kandidieren. Deshalb gründete er zusammen mit fünf weiteren Kandidaten die Liste «Team 65+». Reimann: «Wir wollen, dass Senioren angemessen im Parlament vertreten sind.»
Abtrünnige Liste dürfte SVP Stimmen kosten
Doch die Abspaltung Reimanns dürfte der Aargauer SVP Probleme bereiten. Denn seine Liste ist nicht chancenlos: Mit Reimann und Pfarrerin Claudia Bandixen, der Direktorin von Mission 21 und Ex-Präsidentin der Aargauer Landeskirche, dürfte das «Team 65+» der SVP wichtige Stimmen abgraben.
Trotzdem reagiert die SVP gelassen: Ob das «Team 65+» ihr Stimmen wegnehme, werde von den Listenverbindungen abhängen, sagt SVP-Parteisekretär Pascal Furer gegenüber dem «Tagesanzeiger».
Noch ist es offen, ob das «Team 65+» eine Listenverbindung eingehen wird: «Klar ist nur, dass wir keine Listenverbindung mit einer einzelnen Partei machen werden. Gibt es eine Allianz, wäre das möglich», so Reimann.