Nationalrats-Zoff im Bündnerland
Alle gegen Martullo-Blocher

Die SVP bringt mit der Kandidatur von Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher die Bündner Parteienlandschaft in Wallung. Nun tun sich alle gegen die SVP-Kandidatin zusammen.
Publiziert: 07.08.2015 um 17:24 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2018 um 13:17 Uhr

Den Anfang machten die FDP, die CVP und die BDP: Die drei bürgerlichen Parteien sind Anfang Woche eine Listenverbindung eingegangen. Das erklärte Ziel: Das Trio will drei der fünf Bündner Nationalratssitze. Die Sitze von CVP und BDP will man sichern und den verlorenen FDP-Sitz zurückzuholen.

Die Dreier-Verbindung ist eine Absage an die SVP. Diese hatte den grossen bürgerlichen Schulterschluss gewollt.

An der politischen Ausrichtung der SVP liegt die Absage nicht, wie FDP-Präsident Bruno W. Claus der Nachrichtenagentur sda sagt. «Die SVP Graubünden zählen wir klar zu den bürgerlichen Parteien», erklärt er.

Der Grund für den Korb heisst vielmehr Martullo-Blocher.  FDP, CVP und BDP befürchten nämlich, dass ihnen die SVP bei einer Listenverbindung den möglichen vierten bürgerlichen Sitz wegschnappen könnt. Diesen will das Trio aber der FDP zuhalten. Sie hat ihn vor vier Jahren an die GLP verloren. Die Dreier-Verbindung biete mit Blick auf die Resultate der letzten Wahlen mathematisch gesehen die beste Voraussetzung für die FDP, so das bürgerliche Mitte-Trio.

Konkurrenz bekommt Martullo-Blocher nun aber auch von der linken Seite.  «Durch die wenig durchdachte Listenverbindung von BDP, CVP und FDP verbunden mit der Ausgrenzung der Grünliberalen werden die Grünliberalen gezwungen, eine Listenverbindung mit den Sozialdemokraten einzugehen», teilt die GLP mit. Sie erhöhe damit ihre Chancen, den einen Sitz in Bern zu verteidigen.

Ursprünglich hatte die GLP die frischgebackene Bündnispartnerin SP aber schwächen wollen. Mit einer Erweiterung der bürgerlichen Dreierverbindung um die GLP hätte der Sitz der Sozialdemokraten angegriffen werden können, schrieben die Grünliberalen in einer ersten Reaktion auf die Bekanntgabe der Dreierverbindung von CVP, BDP und FDP.

Dass die GLP nun eine Listenverbindung eingeht mit der Partei, die sie hatte angreifen wollen, ist nüchterne Wahlarithmetik. «Die Listenverbindung mit der SP ist der einzige Weg, um uns zurück ins Spiel zu bringen», so die GLP.

Und auch für die SP ist es keine Liebe auf den ersten Blick, sondern ein «Zweckbündnis». Die Listenverbindung eröffne der SP einerseits arithmetische Chancen auf einen zweiten Sitz. Andererseits geht es gegen einen zweiten SVP-Sitz. «Konkret geht es wohl darum, die Wahl von Magdalena Martullo-Blocher zu verhindern», schreibt die SP.

Mit den neuen Verbindungen schmälern sich die Aussichten von Martullo-Blocher tatsächlich erheblich. Das sieht selbst die SVP so, wie deren Vizepräsident Andrea Davaz einräumt. Die Volkspartei prüft nun angesichts der geplatzten Verbindung eine Ständeratskandidatur. Sie würde damit die CVP und die FDP herausfordern, die heute je einen Sitz im Stöckli halten. Die Entscheidung soll innert zwei Wochen fallen. (rsn)

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