Nationalrat erlaubt Rundholzlager
Noch mehr Gift im Wald

Der Nationalrat hätte die Ausbringung von Insektengiften im Wald einschränken können. Doch er erlaubte Rundholzlager im Forst, die mit Giften geschützt werden müssen.
Publiziert: 12.09.2019 um 12:20 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2019 um 11:38 Uhr
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Waldarbeiter können viel tun für die Umwelt.
Foto: Andrea Brunner

Das Parlament erlaubt im Wald Rundholzlager. Diese bergen Gefahren für die Umwelt: Denn mit den Holzlagern werden mehr hochgiftige Insektizide in den Wald gebracht.

Darum laufen die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) jetzt Sturm. Sie hatten den Nationalrat aufgefordert, statt Holzlager zu erlauben, das Verbot von Insektiziden im Wald durchzusetzen, wie es das Waldgesetz verlange.

Die Ausnahme ist längst die Regel

Eigentlich dürfen im Wald nur in Ausnahmefällen Insektizide eingesetzt werden – und dennoch wurden allein 2018 in Schweizer Wäldern rund 700 Kilo hochtoxischer Insektizide auf gefällte Bäume gespritzt, wie BLICK berichtete.

Doch statt hier Abhilfe zu schaffen, hatte sich schon der Ständerat bereits dafür ausgesprochen, den Weg frei zu machen für grosse Lager von Baumstämmen, mit denen noch mehr Gifte in die Wälder gebracht würden. Denn die Stämme werden mit Insektengiften vor dem Befall durch Borkenkäfer geschützt.

Dabei macht beispielsweise der Kanton Glarus vor, dass die Holzwirtschaft auch viel umweltfreundlicher betrieben werden kann: Hier wird das Holz meist so rasch wie möglich aus dem Forst transportiert, so dass die Borkenkäfer gar keine Zeit haben, es zu befallen. Insektizide sind damit überflüssig.

Trotz Burglind ging es ökologisch

Und das hat selbst letztes Jahr geklappt, als es in den Wäldern wegen des Sturms Burglind grosse Schäden gab, wie Maurus Frei, Leiter der Glarner Fachstelle Wald, in der Zeitschrift «Oeko­skop» zitiert wurde. Zudem sei der Abtransport auch wirtschaftlich sinnvoller als eine längere Lagerung und Insektizidbehandlung.

Zu einer Zeit, wo unser Trinkwasser wegen der hohen Pestizidbelastung der Gewässer – vor allem wegen der Landwirtschaft – stark gefährdet ist, eine weitere Belastung durch mehr Insektizide in den Wäldern zuzulassen, ist aus Sicht der Ärzte verantwortungslos. Schliesslich filtert der Wald einen grossen Teil unseres späteren Trinkwassers.

Dabei könnte einfach die Rinde am Holz entfernt werden. Und wenn das Holz dann ausserhalb des Waldes gelagert wird, braucht es gar kein Gift mehr.

Schwarze Schafe im Vorzeigekanton Glarus

Derweil versprühen aber noch immer viele arglos Insektizide im Wald. Selbst das Insektengift Cypermethrin, für das es eine Sonderbewilligung braucht, wird häufig eingesetzt. Dabei tötet es nicht nur Borkenkäfer, sondern auch Bienen, Hummeln und Regenwürmer.

Wegen der Gefährlichkeit von Cypermethrin müssten bei dessen Einsatz denn auch besondere Vorsichtsmassnahmen getroffen werden, so dass das Gift nicht abgeschwemmt werden kann und es nicht im Boden versickert.

Doch just im Kanton Glarus fand «Oeko­skop» diesen Sommer einen Holzpolder, der mit dem Insektengift behandelt war, wie Laborproben beweisen. Für die Zeitschrift ist fraglich, ob dafür eine Sonderbewilligung vorlag. Jedenfalls gab es keinerlei Sicherheitsmassnahmen, damit der Regen das Gift nicht ausschwemmt. (pt)

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