Er verbietet die automatische Nennung der Täterherkunft bei Polizeimeldungen – diese seien «diskriminierend», sagte der Zürcher Polizeivorsteher Richard Wolff (60) am Montag vor den Medien.
Zudem sei er «sich sicher, dass die Ereignisse um den Silvester in Köln keinen solchen Wirbel entfacht hätten, wenn nicht Nationalitäten im Spiel gewesen wären», so das Mitglied der Alternativen Liste (AL) gestern im Interview mit dem «Tages-Anzeiger».
Wolff vergleicht Kölner Silvester-Attacken mit Oktoberfest
Auf Nachfrage von BLICK präzisiert Wolff, er habe «nordafrikanische» Nationalitäten gemeint. War es also kein wesentliches Merkmal der begangenen Straftaten, dass es Asylsuchende waren?
«Das habe ich nicht gesagt», wehrt sich Wolff. «Ich habe nur gesagt, vermutlich wäre die Berichterstattung weniger grossflächig gewesen, wenn es deutsche Jugendliche gewesen wären. Am Oktoberfest in München gibt es ja auch mehrfache sexuelle Übergriffe, sie werden nicht im gleichen Ausmass thematisiert.»
SP-Galladé: «Das ist eine unfassbare Bagatellisierung»
Wolffs Einschätzung der Kölner Silvesternacht 2015/2016 sorgt jetzt für mächtig Zoff im Zürcher Politbetrieb. «Sag mal, gehts noch?», enerviert sich Chantal Galladé (44). «Wolffs Aussagen sind eine Verhöhnung der Opfer und eine unfassbare Bagatellisierung von sexuellen Übergriffen an Frauen.»
Er behaupte, dass nur sexuelle Übergriffe, die von ausländischen Männern begangen werden, thematisiert würden. «Dass es nur dann einen ‹Wirbel› gibt?! Das ist ja purer Sexismus! Frauenrechte muss man Menschen beibringen, die noch in patriarchalen Strukturen denken.» Sie arbeite genug lange in der Flüchtlingshilfe, um das zu wissen. «Frauenrechte sind nicht verhandelbar, wir haben 2017.»
Auch bei den Grünliberalen ist der Zorn der Frauen auf Wolff gross. «Ich frage mich wirklich, wie Richard Wolff auf diese Aussage kommt», sagt GLP-Nationalrätin Tiana Angelina Moser (38). Die Ereignisse der Silvesternacht in Köln «derart herunterzuspielen und zu verharmlosen, ist gefährlich.»
CVP-Riklin fordert Entschuldigung von Wolff
Wolffs Haltung sei ein «falsches Signal für Frauen», die in einer Menschenmenge sexuellen Übergriffen ausgeliefert seien. Sie sei aber auch ein fatales Signal an die Täter. «Kulturelle Differenzen, gerade im Frauenverständnis, sind eine Realität. Diese Probleme kleinzureden, ist kontraproduktiv.»
Und auch bei der CVP ist man entrüstet, wie Wolff «die Horde von Männern, die auf Frauen losgegangen sind, bagatellisiert», so Nationalrätin Kathy Riklin (65). Wenn der eigene Polizeivorsteher so etwas sage, «fühlt man sich als Frau nicht mehr wohl und nicht mehr beschützt in seiner Stadt», so Riklin. Und man dürfe nie vergessen: «Opfer von sexueller Gewalt fühlen sich machtlos. Wolffs Aussage macht sie noch machtloser.»
Nun fordert die Nationalrätin eine Entschuldigung von Richard Wolff, «im Namen der Frauen».