Den Schweizerpsalm kennt jeder. Singen mögen ihn die meisten höchstens am 1. August oder vor Spielen der Schweizer Nationalmannschaft. Doch vielleicht ist bald fertig mit «Trittst im Morgenrot daher». Denn die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) sucht via Wettbewerb eine neue Hymne.
Bald werden die sieben besten Vorschläge ins Netz gestellt und zum Voting freigegeben.
Am Schluss soll aus drei Stücken das Siegerprojekt gewählt werden. Auch eine SRF-Show ist geplant.
Doch gegen eine neue Hymne gibt es heftigen Widerstand im Bundeshaus. Bürgerliche Nationalräte aus allen vier Landesteilen gehen auf die Barrikaden: Peter Keller (SVP) für die Deutschschweiz, CVP-Chef Christophe Darbellay für die Romandie, Ignazio Cassis (FDP) fürs Tessin und Martin Candinas (CVP) für die rätoromanische Schweiz.
«Wir fordern Abbruch dieser Übung»
In einer gemeinsamen Erklärung wenden sie sich an den Bundesrat. «Wir fordern Abbruch dieser Übung», stellen sie klar. Denn die Landeshymne habe eine «grossartige Geschichte» und stelle ein Versöhnungswerk dar, mahnen sie. Der Psalm drücke Dankbarkeit und Demut aus. Diese «wohltuende Zurückhaltung» zeichne ihn auch für die Zukunft aus.
Von den sieben im Wettbewerb verbliebenen Werken übernahmen drei die bisherige Melodie, zwei haben sie abgeändert, und zwei haben eine völlig neue Melodie. Die SGG lancierte das Projekt, weil die aktuelle Hymne «schwierig zu merken, sprachlich sperrig und nicht mehr der Realität entsprechend» sei. Sie bilde die politische und kulturelle Vielfalt unseres Landes nicht genügend ab.
Einen Vorstoss von SVP-Nationalrätin Yvette Estermann, der die Hymne im Gesetz verankern wollte, empfiehlt der Bundesrat zur Ablehnung. Innenminister Alain Berset wollte sich gestern nicht äussern.