Im Bundeshaus kommt es zum Hahnenkampf zwischen jungen Vätern. Martin Candinas (CVP, 34) und Sebastian Frehner (SVP, 41) streiten darüber, ob die Schweiz einen gesetzlich verordneten Vaterschaftsurlaub braucht oder nicht. Schweizer Frauen, die ein Kind gebären, erhalten 14 Wochen Mutterschaftsurlaub und 80 Prozent ihres Lohns.
Finanziert wird dies via Erwerbsersatzordnung (EO). Linke Parteien und Frauenorganisationen kämpften jahrzehntelang für die Versicherung, die 2004 per Abstimmung Realität wurde. Sind nun auch die Männer an der Reihe?
Die Sozialkommission des Nationalrats diskutiert nächste Woche den Papi-Urlaub! CVP-Politiker Candinas verlangt eine zweiwöchige Auszeit. «Immer mehr Frauen sind berufstätig. Deshalb müssen in der Erziehung auch die Väter vermehrt Verantwortung übernehmen», findet der Bündner Nationalrat. Und frischgebackene Väter würden gern mehr Zeit mit ihren Kleinen verbringen, ist er überzeugt.
«Das weiss ich aus eigener Erfahrung», schmunzelt der Vater von Laurin (5), Linus (2) und Lena (3 Monate). Heute sei das oft nur in Familien mit hohem Einkommen möglich, weil die Männer unbezahlten Urlaub nehmen müssten. Bisher scheiterte ein solcher Plan stets. Der aktuelle CVP-Vorstoss jedoch könnte Erfolg haben. Denn die Linke unterstützt das Anliegen, sagt SP-Nationalrat Jean-François Steiert.
Widerstand leisten FDP und SVP. Sebastian Frehner (SVP) hält schon den Mutterschaftsurlaub für verfehlt. «Aber da kann man wenigsten noch biologisch argumentieren – Mütter stillen ihre Kinder», so der Basler Nationalrat. Der Vater von Emma Lena (1) sagt: «Natürlich wäre ein bezahlter Papi-Urlaub angenehm. Auch von den Behörden bezahlte Flitterwochen wären schön. Aber wir müssen aufhören mit dieser Staats-Subventionitis.» Frehner findet, die Unternehmen müssten selbst entscheiden, ob sie bezahlten Vaterschaftsurlaub gewähren wollten.
Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) sagt, es gebe bereits eine Vefassungsgrundlage für einen EO-finanzierten Vaterschaftsurlaub. «Man müsste zwei Gesetze anpassen», erklärt Anna Liechti vom BSV. Sie schätzt die Kosten der Initiative auf «rund 200 Millionen Franken pro Jahr».
Der Arbeitnehmerverband Travailsuisse glaubt, das sei kein Problem und verweist auf den Ertragsüberschuss der EO. Dieser betrug 2014 170 Millionen Franken. Künftig dürfte er noch höher ausfallen. Denn die Zahl der militärischen Diensttage ist rückläufig.