Kaninchen, Vögel, Meerschweinchen, Hühner oder Zwerggeissen: Sie sind aus der Schweiz nicht wegzudenken. Rund 800'000 Menschen im Land sind Kleintierhalter, die meisten davon hobbymässig.
Vielleicht wären es noch deutlich mehr. Doch die Verdichtung in Dörfern und Städten erschwert das Halten von Struppi und Filou zunehmend. Denn Tiere machen Lärm und stinken – zumindest in der Wahrnehmung vieler Nachbarn.
Das führt oft zu Streit oder gar Gerichtsverfahren, weiss Rechtsanwalt und CVP-Ständerat Pirmin Bischof. Er spricht von «langwierigen Nachbarschaftsprozessen über mehrere Instanzen», die er wegen der unschuldigen Tiere bereits geführt hat.
Der Bundesrat soll handeln
Deshalb will der Solothurner die hobbymässige Kleintierhaltung erleichtern – zumindest in der Landwirtschaftszone. Hier gebe es viel brachliegendes Potenzial für das Halten von Tieren, sagt er. Unterstützt wird er vom Dachverband Kleintiere Schweiz, wie Geschäftsführerin Iris Fankhauser bestätigt.
Der Ständerat hat Bischofs Anliegen im Herbst bereits zugestimmt – wenn auch in abgeschwächter Form. Heute Montag berät die Nationalratskommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (Urek) die Motion. Damit soll der Bundesrat beauftragt werden, das Raumplanungsrecht so anzupassen, dass die Kleintierhaltung erleichtert wird.
Bischof: «Das ist absurd und muss korrigiert werden»
Bischof verweist etwa auf nicht mehr benutzte Gebäude auf Bauernhöfen. «Sie dürfen heute nicht zu Stallungen umfunktioniert werden, das ist absurd und muss korrigiert werden.» Davon könnten auch Menschen profitieren, die selbst in einer Bauzone leben.
Das sieht auch BDP-Nationalrat und Pferdezüchter Hans Grunder so, der über den Vorstoss mitentscheidet. Er macht einen Vergleich mit Schrebergärten und glaubt: «Viele Menschen in der Agglomeration würden gerne Tiere auf einem nahe gelegenen Grundstück in der Landwirtschaftszone halten.» Die heutige Gesetzeslage mache das aber oft unmöglich.
Bauernverband ist an Bord
Unterstützt wird die Motion vom Schweizer Bauernverband. «Es macht Sinn, nicht mehr genutzten Raum auf Bauernhöfen zu verwenden», sagt Präsident und CVP-Nationalrat Markus Ritter.
Aus wirtschaftlicher Sicht sei das nicht zentral, aber eine artgerechte Haltung von Kleintieren sei ihm ein wichtiges Anliegen.
Widerstand gegen einen entsprechenden Auftrag an den Bundesrat leistet Umweltministerin Doris Leuthard. Es existierten zu viele Ansprüche an den Raum in der Landwirtschaftszone, sagte sie im Ständerat.
Bischof erklärt, dass gerade Züchter zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen würden. Und vor allem Kinder würden vom Umgang mit Tieren profitieren. «In der heutigen Welt voller Beton und Maschinen lernen sie damit den Umgang mit anderen Lebewesen, das ist wichtig», so der CVP-Politiker.
Bischof hofft auf «Zeichen der Wertschätzung»
Selbst hält er zwar keine Tiere. «Das ist aufgrund unserer Wohnsituation in der Altstadt nicht möglich», bedauert Bischof. Allerdings besuche er mit seiner Familie oft Freunde auf Bauernhöfen und komme so mit Vier- und Zweibeinern in Kontakt, so der Vater einer einjährigen Tochter.
Er sinniert gar: «Es wäre schön, irgendwann so zu wohnen, dass wir auch selbst Haustiere halten können.» Heute blickt er aber auf das Bundeshaus. Die Chancen stehen gut, dass die Urek seinem Anliegen zustimmt. Ein Ja wäre «ein kleines Zeichen der Wertschätzung an die Kleintierhalter», so Bischof.