Naser Oric
Schweiz liefert mutmasslichen Kriegsverbrecher aus

(Bern) Die Schweiz liefert den wegen Kriegsverbrechen gesuchten Ex-Kommandanten der bosnisch-muslimischen Streitkräfte, Naser Oric, an Bosnien-Herzegowina aus.
Publiziert: 25.06.2015 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 11:42 Uhr
Der frühere bosnisch-muslimische Kommandant von Srebrenica, Naser Oric (Aufnahme vom Juli 2008).
Foto: KEYSTONE/AP POOL REUTERS/ZORAN LESIC

Das Bundesamt für Justiz (BJ) hat am Donnerstag die Auslieferung bewilligt. Oric war am 10. Juni am Grenzübergang Thônex bei Genf festgenommen worden.

Der 48-jährige Oric steht unter dem Verdacht, im Juli 1992 zusammen mit weiteren vier Personen Kriegsverbrechen an der serbischen Zivilbevölkerung in der ostbosnischen Ortschaft Zalazje unweit von Srebrenica begangen zu haben. Damals wurden neun Personen ermordet.

Oric war 2006 vom UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien wegen Kriegsverbrechen zunächst zu zwei Jahren Haft verurteilt worden, weil er in zwei Fällen Morde und Misshandlungen nicht verhindert habe. Im Berufungsverfahren wurde er aber 2008 von den Vorwürfen freigesprochen.

Er habe als Kommandant nichts unternommen, um diese Verbrechen zu verhindern oder die Schuldigen zu bestrafen, entschied eine Strafkammer des Tribunals. Die Revisionskammer bemängelte jedoch, dass die eigentlichen Täter nicht ausreichend identifiziert worden seien. Daher sei nicht bewiesen, dass Oric für die Taten verantwortlich war.

Schon das Urteil der ersten Instanz hatte 2006 zu Empörung in Serbien geführt. Es sei eine Niederlage für das Kriegsverbrechertribunal und das «gesamte UNO-System», sagte der frühere serbische Justizminister Vladan Batic damals.

Auch der Sprecher der serbischen Staatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen, Bruno Vekaric, kritisierte den Urteilsspruch des Haager Gerichts. «Es ist unzweifelhaft bewiesen, dass es in Srebrenica schreckliche Verbrechen an Serben gegeben hat», und «einer muss dafür zur Verantwortung gezogen werden», sagte Vekaric. Das Urteil «wird nicht zur Aussöhnung in der Region beitragen.»

Drei Jahre nach Orics Kommando-Tätigkeit, im Juli 1995, nahmen bosnisch-serbische Truppen Srebrenica ein und ermordeten etwa 8000 bosnische Muslime. Das UNO-Tribunal und der Internationale Gerichtshof haben dieses Massaker als Völkermord eingestuft. (SDA)

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