Es ist ein Triumph für die SVP – fast jeder dritte Schweizer und jede dritte Schweizerin hat der Volkspartei am Wochenende die Stimme gegeben. Gerade die Flüchtlingstragödie dürfte der Rechtspartei geholfen haben.
Im linken Spektrum sorgt das für viel Frust, vor allem junge Politik-Interessierte sind konsterniert und desillusioniert. Die Berner Stadträtin Nora Krummen (Juso) ist eine von ihnen – und sagt das auch deutlich.
In einem Facebook-Post fragt sie auf Schweizerdeutsch: «Wie können 29,4 Prozent jener, die wählen gehen, eine Partei wählen, die so nahe an der NSDAP politisiert?» Und weiter: «Sehen sie nicht, dass es keinen Unterschied macht, ob man an allem, was angeblich falsch läuft, den Juden oder Ausländern die Schuld gibt?»
Dass die Politikerin die SVP in die Nähe von Adolf Hitlers NSDAP und deren Politik rückt, sorgt in der Rechtspartei für Aufregung. Adrian Spahr, Vorstandsmitglied der Jungen Berner SVP, nennt Krummens Post «eine absolute Frechheit».
Es könne nicht sein, «dass 29,4 Prozent der Stimmbevölkerung als Nazis bezeichnet werden!» Er selbst erlebe die SVP als sehr offen und überhaupt nicht ausländerfreindlich. «Meine dunkle Hautfarbe war von Anfang an nie ein Thema», sagt Spahr, der halb Brasilianer und halb Schweizer ist, von sich aus.
Krummen wehrt sich gegen die Vorwürfe. Sie finde es «extrem frustrierend», dass die SVP derart zugelegt habe: «Das ist nicht gut für die Schweiz». Der Post sei eine «emotionale Reaktion auf das Wahlergebnis in einem privaten Rahmen».
Dass sie die Partei mit der NSDAP vergleiche, sei auch ein Stück Provokation. «Ich bin mir natürlich bewusst, dass das längst nicht für die ganze Partei gilt, schon gar nicht für alle ihre Exponentinnen und Exponenten oder ihre Wählerinnen und Wähler», so Krummen weiter. Manchmal müsse man zuspitzen, um eine Botschaft rüberzubringen, die auch gehört wird.
Spahr ist trotzdem sauer. «Mit ihrer realitätsfremden Ausländerpolitik schaden die Juso den Migranten», findet er. Ihr Rezept gegen Ausländerkriminialität heisse «leugnen und wegschauen».
Für Krummen ist aber klar: «Dass es die SVP in praktisch allen Politik-Bereichen schafft, Ausländerinnen und Ausländer zum Sündenbock für jeden Missstand hinzustellen, macht mir Angst und weckt historische Erinnerungen.»