Nachtzuschlag weg, günstigere Tickets her
Politiker wollen mit ÖV-Offensive das Klima retten

In der Schweiz werden weniger als ein Drittel der Kilometer mit Bahn, Bus und Tram zurückgelegt. Und das, obwohl unser öffentlicher Verkehr besonders umweltfreundlich ist. Mehrere Verkehrspolitiker fordern nun vom Bundesrat eine ÖV-Offensive.
Publiziert: 16.12.2019 um 00:46 Uhr
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Tram, Bus und Zug geniessen in der Schweiz einen hervorragenden Ruf.
Foto: Manuel Geisser
Ladina Triaca

Die Schweiz hat sich verpflichtet, bis 2050 CO2-neutral zu sein. Viel klimaschädliche Treibhausgase stammen vom privaten Autoverkehr. Hier anzusetzen, macht also besonders Sinn.

Denn weniger als ein Drittel der gefahrenen Kilometer wird in der Schweiz mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Statt Bus, Bahn oder Tram nehmen Schweizerinnen und Schweizer viel häufiger Auto oder Töff, um von A nach B zu kommen.

Für das Klima ist das keine gute Nachricht. Denn die meisten Autos und Lastwagen sind noch immer CO2-Schleudern. Sie sind hauptsächlich dafür verantwortlich, dass der Verkehr in der Schweiz fast 40 Prozent der gesamten CO2-Emissionen ausmacht.

«Bundesrat muss aktiv werden»

Das muss sich dringend ändern, findet CVP-Nationalrat Martin Candinas (39). «Will der Bundesrat seine ambitionierten Klimaziele erreichen, muss er jetzt aktiv werden», sagt er. Gemeinsam mit Politikern der Grünen, der SP und der GLP hat der Mitte-Politiker deshalb einen Klima-Vorstoss eingereicht.

Die Verkehrspolitiker fordern den Bundesrat auf, einen Massnahmenplan vorzulegen, mit dem «der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehr gesteigert werden kann».

Abschaffung des Nachtzuschlags

Denn laut den Politikern reicht eine Einzelmassnahme nicht aus, um den ÖV-Anteil merklich zu steigern. Für den Bündner Candinas sollen «gerade Personen, die zu Randzeiten arbeiten oder junge Menschen» dazu gebracht werden, eher den Zug oder den Bus zu nehmen. Dazu sollen die Nachtzuschläge generell fallen.

Und auch beim Freizeitverkehr ortet Candinas grosses Potenzial. Viele Menschen würden zwar heute beim Pendeln an den Arbeitsplatz auf den ÖV setzen, für den Wochenendausflug aber nach wie vor das Auto bevorzugen, sagt Candinas, der auch Präsident des einflussreichen ÖV-Informationsdienstes Litra ist.

«Eine Möglichkeit, den Freizeitverkehr attraktiver zu machen, wären beispielsweise gratis Gepäcktransporte», sagt der Christdemokrat. Wer im Winter mit Kindern, Kinderwagen, Ski und Snowboards in den Zug steigen muss, nimmt wohl lieber das Auto. Wenn man das Gepäck abgeben kann, nimmt die Familie vielleicht den Zug.

Günstigere Tickets für Familien

Das glaubt auch SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher (55). Die eben abgetretene Präsidentin der Verkehrskommission fordert «attraktive Ticketangebote vor allem für Junge und Familien». Sie ist überzeugt: Wenn der Preis stimmt, steigen auch sie in der Freizeit eher ins Postauto oder in die Bahn.

Die Verkehrspolitikerin fordert zudem eine Förderung der Umstellung auf Hybrid- und Elektrobusse. «Der Bund und die Kantone sollen die ÖV-Unternehmen finanziell unterstützen», sagt Graf-Litscher, «zum Beispiel durch die Finanzierung von Ladestationen.»

Gute Chancen

Einig sind sich die beiden auch darin, dass Fernzugverbindungen ins Ausland deutlich ausgebaut und verbessert werden müssen. «Es kann nicht sein, dass man drei Mal länger hat mit dem Zug als mit dem Flugzeug und dabei auch noch fünf Mal umsteigen muss», so Graf-Litscher. Auch das Angebot an internationalen Nachtzügen müsse ausgebaut werden. Hier brauche es ebenfalls die Unterstützung durch die Politik.

Der Klima-Vorstoss von Mitte-links hat dank der neuen Zusammensetzung des Parlaments gute Chancen auf eine Mehrheit.

Das bringt der Fahrplanwechsel

Am Montag kommts zur ­Belastungsprobe für den neuen Fahrplan. Die ganz grosse ­Neuerung für Deutschschweizer Pendler bleibt dieses Jahr aus, denn der Ceneri-Tunnel eröffnet erst im Dezember 2020. Für Berner gibts neu ­keine direkte Verbindung nach Paris mehr. Sie müssen nun in Basel um­steigen und sind deshalb eine ­halbe Stunde länger unterwegs. Insgesamt gibt es aber mehr ­Verbindungen in die französische Hauptstadt und, dank neuer Züge, auch mehr Plätze. Einige Beispiele: Mehr Verbindungen gibts etwa in der Region Zürich auf der S2 und S26, zwischen Rotkreuz ZG und Zug beziehungsweise Luzern. Vom neuen Fahrplan profitieren auch Schaffhauser. Für sie gibts mehr Direktverbindungen mit ­Zürich. Zwischen Sissach BL und Olten SO fährt die S9 nachmittags in einem neuen Takt. Auf der ­Strecke von Turgi AG nach Aarau wiederum gibts dank der S29 ­einen Halbstundentakt. Aufpassen müssen Pendler 2020 vor allem wegen der ­vielen Baustellen. Zahlreiche Strecken ­fallen zeitweise weg oder können nur eingeschränkt ­befahren werden. (jfr)

Am Montag kommts zur ­Belastungsprobe für den neuen Fahrplan. Die ganz grosse ­Neuerung für Deutschschweizer Pendler bleibt dieses Jahr aus, denn der Ceneri-Tunnel eröffnet erst im Dezember 2020. Für Berner gibts neu ­keine direkte Verbindung nach Paris mehr. Sie müssen nun in Basel um­steigen und sind deshalb eine ­halbe Stunde länger unterwegs. Insgesamt gibt es aber mehr ­Verbindungen in die französische Hauptstadt und, dank neuer Züge, auch mehr Plätze. Einige Beispiele: Mehr Verbindungen gibts etwa in der Region Zürich auf der S2 und S26, zwischen Rotkreuz ZG und Zug beziehungsweise Luzern. Vom neuen Fahrplan profitieren auch Schaffhauser. Für sie gibts mehr Direktverbindungen mit ­Zürich. Zwischen Sissach BL und Olten SO fährt die S9 nachmittags in einem neuen Takt. Auf der ­Strecke von Turgi AG nach Aarau wiederum gibts dank der S29 ­einen Halbstundentakt. Aufpassen müssen Pendler 2020 vor allem wegen der ­vielen Baustellen. Zahlreiche Strecken ­fallen zeitweise weg oder können nur eingeschränkt ­befahren werden. (jfr)

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