Nach Zitterpartie-Ja zum Radio- und TV-Gesetz
Das muss sich bei der SRG jetzt ändern!

Das hauchdünne RTVG-Ja ist eine knallharte Ohrfeige. BLICK sagt, was sich jetzt bei TV und Radio ändern muss.
Publiziert: 14.06.2015 um 19:43 Uhr
|
Aktualisiert: 09.10.2018 um 18:12 Uhr
1/2
Quiz-Sendungen wie «Die Millionenfalle» mit René Rindlisbacher können private Sender genau so gut produzieren.
Foto: SRF
Von Peter Padrutt

Das ist eine Ohrfeige für die SRG! Die Radio- und TV-Gebühren sinken von 462 auf rund 400 Franken – und trotzdem haben die Schweizerinnen und Schweizer die Vorlage nur hauchdünn angenommen. Das Extrem-Resultat ist auch ein Misstrauensvotum gegen die SRG. Sie muss sich jetzt erst recht Fragen zum Service public gefallen lassen. Und sie muss sparen! BLICK zeigt, wo und wie.

Sender streichen
Die Schweiz muss sich überlegen, ob sie sich weiterhin 17 Radio- und sieben TV-Sender leisten kann – trotz Viersprachigkeit. BLICK meint: SRF 3 und das Jugendradio Virus könnten privatisiert oder zumindest zusammengelegt werden. Sie heben sich von anderen Privatstationen kaum ab. Und SRF info braucht es nicht unbedingt. Die heikelste Frage: Brauchen die kleinen Sprachregionen wie das Tessin zwei Fernsehsender? Und bei aller Sympathie für die Rätoromanen: Wie viel Geld darf ein Radio und Fernsehen für rund 30 000 Leute kosten?

Ausgaben offenlegen
Die SRG muss endlich klar ausweisen, wofür sie die 1,2 Mil­liarden Franken Gebühren pro Jahr ausgibt. Um am richtigen Ort zu sparen, muss man die Ausgabenposten kennen. Wieso dürfen wir nicht wissen, wie viel die einzelnen Sendungen von SRF verschlingen? Das ZDF dröselt auf der Homepage  auf, was News, Talkshows und Samstagabendshows kosten – SRF tut das noch immer nicht.

Weniger Unterhaltung und Sport
Das tut den Konsumenten am meisten weh: 345 Millionen Franken verschlingt die Unterhaltung von der SRG – die Informa­tion kostet im Vergleich dazu 583 Millionen. BLICK meint:  Castingshows wie «Die grössten Schweizer Talente», «The Voice of Switzerland», aber auch Quizsendungen wie «1 gegen 100» oder «Die Millionenfalle» können die Privaten genauso gut produzieren. Ebenso alle Schlager- und Volksmusikshows.

Auch bei den Newssendungen muss der SRG genauer auf die Finger geschaut werden. Oft erfüllen «10 vor 10», «Rundschau» oder «Kassensturz» mit Infotainment-Berichten den Service public nicht. Wenn das Konsumentenmagazin wie letzte Woche beispielsweise über einen chinesischen Wirt berichtet, welcher der Swisscom Rechnung stellte, weil er aufgrund von Netzausfällen weniger Gästebuchungen verzeichnete, dann hat das mit Service für die Öffentlichkeit wenig zu tun.

Auch der Sport muss unter die Lupe genommen werden – hier steigen die Kosten rasant. Das ZDF, das sich die Rechte an der Champions League bis 2018 zwar gesichert hat, beschränkt sich auf die Ausstrahlung von nur 18 Spielen. In Italien hat das staatliche Rai-Fernsehen 2014 noch 25 von 64 Spielen der Fussball-WM gezeigt. Alle anderen liefen im Bezahlfernsehen Sky.

Zu überdenken ist auch, ob SRF wirklich jedes Skirennen und jeden Erstrundenmatch im Tennis ausstrahlen soll. Auch anderswo darf es weniger sein: Schweizer Radio und Fernsehen schickte 142 Leute an die Olympischen Spiele nach London – bei 102 Athleten. Kurz: Welcher Sport ist Service public?

Weniger Internet
Dass die SRG ein vollwertiges News-Portal und topmoderne Apps für News und Wetter anbietet, ist vor allem den Verlegern ein Dorn im Auge. Sie sehen es als Angriff auf private Medien. Schuster, bleib bei deinem Leisten!

Apparat abspecken
Die SRG verfügt über unzählige Gremien und Kontrollstellen, mit denen man nach aussen Unabhängigkeit demonstrieren will. Besonders der Publikumsrat ist eine Farce. Die wohlwollende Runde, die fast 300 000 Franken kostet (Honorare, Spesen), kommt in ihren Urteilen übers Programm fast immer zu  denselben Schlüssen, nämlich positiven. Auch ein Dorn im Auge: die vielen Ämter sind vor allem in der Hand der CVP – hier muss sich die politische Durchmischung ändern.

Lobbying abschaffen
Und schliesslich als Betrag eher  klein, aber unfein: 240 000 Franken gibt die SRG jährlich für ihr Lobbying aus (Events, Monitoring, Dossiers). Hat das ein weitgehend staatlicher Betrieb wirklich nötig?

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?