Weil es angeblich kaum Corona-Infektionen gab, stellte der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg vor zwei Wochen die Schultests im Kanton ein. Dann deckte SonntagsBlick auf, dass Schnegg eine massive Panne vertuschte: Das verantwortliche Labor in Münsingen hatte unzählige positive Proben nicht erkannt. Am Montag reagierte Schnegg an einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz und brachte zu seiner Entlastung neue Zahlen ins Spiel – die das Bundesamt für Gesundheit jedoch umgehend zurückwies.
Jetzt hat Schnegg in den Panikmodus gewechselt: Am Freitag stellte er die Fragen von SonntagsBlick im Rahmen einer weiteren Recherche zum Test-Debakel ins Netz. Begründet wurde dieses unkonventionelle Vorgehen wie folgt: «Um einer weiteren unvollständigen, faktenverzerrenden resp. unwahren Berichterstattung vorzubeugen, veröffentlicht die GSI die heute an den SonntagsBlick übermittelten Antworten hier in der Originalfassung.»
Die Aktion passt ins Bild: Regierungsrat Schnegg hat ein Kommunikationsproblem. Seine Strategie besteht offenbar darin, mittels Nebelpetarden und unbegründeten Vorwürfen von seinen Fehlern abzulenken. Bald könnte aus dem kommunikativen Problem auch ein politisches werden. «Sollte eine Vertuschung vorliegen, muss das auf den Tisch», sagt Michael Ritter, Bildungspolitiker und GLP-Grossrat im Kanton Bern. «Die Kommunikation des Regierungsrats in dieser Sache ist optimierbar», sagt Andrea de Meuron, Fraktionschefin der Grünen im Kantonsparlament. Dort sind inzwischen zwei Vorstösse zum Fall Schnegg eingereicht worden. Die Grossräte wollen wissen, warum der Regierungsrat die Öffentlichkeit nicht informierte. Diese Woche ist das Debakel in der Ausschusssitzung der Geschäftsprüfungskommission traktandiert. Die Kommission muss entscheiden, ob gegen Schnegg eine Untersuchung in die Wege geleitet werden soll.