Dem SonntagsBlick wollte «NZZ»-Chefredaktor Eric Gujer noch nicht sagen, was er davon hält, dass AfD-Frau Beatrix von Storch der «NZZ» bei der Personalsuche hilft.
Am Tag danach fand nun die «NZZ»-Sprecherin Worte: «Es handelt sich um eine Desinformations-Kampagne der AfD, die sich einen Kleinkrieg mit deutschen Journalisten liefert. Mit uns hat das nichts zu tun», sagt Seta Thakur, Leiterin der «NZZ»-Unternehmenskommunikation, gegenüber «persoenlich.com». In diesem «verschärften Umfeld» werde umso deutlicher, dass es eine «liberale, neutrale Stimme wie diejenige der NZZ» auch in Deutschland brauche, so Thakur, die gleich noch ein wenig Eigenwerbung einfliessen lässt.
Gestern hat der SonntagsBlick berichtet, dass von Storch auf Twitter die Werbetrommel für die «NZZ» rührt – dort hat die Rechtspopulistin immerhin über 37’000 Follower.
«Auf! Bewerben! Ein bisschen Grundkenntnisse können nicht schaden!», schreibt sie auf Twitter und retweetet ein Stelleninserat für Volontäre.
Die teutonischen Bande zur Falkenstrasse haben einen Grund: In der polarisierten, reflexgesteuerten deutschen Debattenkultur kommt der bürgerlichen Schweizer Presse die Funktion als rechtes Ventil zu – allen voran der «NZZ», aber auch der «Weltwoche» und der «Basler Zeitung».
In der «NZZ» kann man sich, anders als bei den deutschen Titeln, noch unverkrampft dem Patriotismus hingeben («Die Deutschen müssen ihre Nation endlich lieben lernen»). Bisweilen lässt sich das Feuilleton zu Deutschtümeleien verleiten; da gewähren Gastschreiber dem «Volk» in seinem Widerstand gegen die Elite noch eine Lobby («Nein, das sind nicht diese Dummdödel, von denen schlaue Journalisten gerne schwafeln»).
Ein Satz ist im nördlichen Nachbarland bis hinein ins völkische Spektrum zum Bonmot geworden, AfD-Co-Fraktionsführer Alexander Gauland braucht ihn gerne: «Die Schweizer Zeitungen sind das neue Westfernsehen.» (rez/bö)