Der Zuger SVP droht die Spaltung. Zum ersten Eklat kam es diesen Donnerstagabend an der Mitgliederversammlung in Walchwil ZG. Der Antrag, Markus Hürlimann (40) aus der Partei auszuschliessen, wurde nicht diskutiert. Stattdessen bekam der männliche Protagonist der Zuger Sexaffäre eine Standing Ovation (BLICK berichtete).
Schmerzlich vermisst wurde SVP-Nationalrat Thomas Aeschi (36). Er liess sich «wegen Verpflichtungen in Bern» entschuldigen. Aeschi ist als Mitglied von Young Global Leaders am WEF in Davos GR.
Seit dem Sexskandal führt er ad interim die Zuger Kantonalpartei. Seine persönliche Meinung zur Affäre behielt er bisher für sich. Aeschi gilt als ein Hürlimann-Intimus und sitzt mit diesem im Vorstand der SVP Baar. Und nur diese kann Hürlimann ausschliessen.
Das Krisenmanagement von Aeschi steht parteiintern am Pranger. Der Stadtzuger SVP-Präsident Jürg Messmer: «Das Ganze auszusitzen, ist falsch. Das schadet der ganzen Partei.»
Interner Parteikrieg
Viele SVPler glauben, über die Sexaffäre werde ein interner Parteikrieg zu Ende geführt. Der damalige Kantonalpräsident Manuel Brandenberg scheiterte 2011 in der Ausmarchung um die Nationalratskandidatur. Sieger war Aeschi.
Ein Stadtzuger SVPler, der anonym bleiben will, unterstellt Brandenberg eine durchtriebene Retourkutsche: «Manuel Brandenberg berät Aeschi in der Sexaffäre.
Er sagt ihm, man dürfe Hürlimann nicht rausschmeissen. Sein Ziel ist, dass Aeschi im Herbst als Folge des Skandals abgewählt wird. Quasi als späte Rache.»
Tatsächlich kam Fraktionschef Brandenberg mit Frau und Töchterchen nach Walchwil. Aber er schwieg.
Immer mehr SVP-Mitglieder kündigen nun ihren Austritt an, falls Hürlimann nicht aus der Partei geworfen werde. Kantonsrat Willi Vollenweider (65) trat letzte Woche wegen des «Werteverlusts in der Zuger SVP» als Erster aus.
Abspaltung der Hürlimann-Gegner
In Walchwil gab ein weiterer Vollblut-SVPler wütend den Austritt und verliess den Saal. Ein anderer sagte: «Eine Abspaltung der Hürlimann-Gegner scheint immer realistischer.»
Es heisst, die Stadtzuger SVP-Sektion überlege sich den Anschluss an die Zürcher Sektion. Bestätigen will das keiner. Gestern aber jagte eine Sitzung die nächste. Heute trifft sich die nationale SVP zur Delegiertenversammlung in Locarno TI. Aus Zug ist nur eine kleine Delegation angemeldet.