Sparpaket über 100 Millionen Franken +++ Schluss mit Unterbrecherwerbung +++ Mehr Information und Swissness
Die fünf Versprechen der SRG

Trotz des klaren Neins zur No-Billag-Initiative kündigt die Unternehmensspitze nach der harschen Kritik im Abstimmungskampf an, 100 Millionen Franken einzusparen und Filme nicht mehr durch Werbung zu unterbrechen.
Publiziert: 04.03.2018 um 23:30 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:03 Uhr
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An jedem Finger ein Versprechen: Fünfmal Besserung gelobt SRG-Generaldirektor Gilles Marchand nach der No-Billag-Abstimmung.
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser

«Wir haben die Kritik gehört», sagte SRG-Generaldirektor Gilles Marchand (56) am Abstimmungssonntag. Und tatsächlich kündigte er trotz des mit 71,6 Prozent glasklaren Neins zur No-Billag-Initiative ein Reformpaket an. So rasch wie möglich soll Folgendes umgesetzt werden:

1. Ein 100-Millionen-Franken-Sparprogramm

Das klingt nach viel, relativiert sich bei genauerem Hinschauen aber stark. 50 Millionen davon muss die SRG ohnehin sparen, da der Bundesrat die Radio- und TV-Gebühren gedeckelt hat. Mit der Ankündigung Marchands sind somit nur 50 Millionen Franken dazugekommen. Zudem will der Generaldirektor 20 Millionen «reinvestieren», oder wie TV-Moderatorin Natalie Christen in der «Elefantenrunde» mit den Präsidenten der vier grössten Parteien sagte: «verlagern». Effektiv zusätzlich gespart werden sollen also bloss 30 Millionen – bei einem Budget von heute 1,6 Milliarden Franken.

Man könne immer fitter sein, sagte Marchand gestern. Tatsächlich dürfte es für die SRG ein Leichtes sein, dieses bisschen Speck abzutrainieren. Marchand will dies durch Effizienzsteigerungen schaffen. Ihm schwebt beispielsweise vor, die Verwaltungskosten zu reduzieren. Auch Infrastruktur-, Produktions-, Technik- und Immobilienkosten sollen gesenkt werden.

Selbst über einen Stellenabbau denkt Marchand nach. Geplant ist, dass vor allem Abgänge nicht mehr ersetzt werden. Doch Kündigungen schliesst die SRG ebenfalls nicht aus. Die genauen Sparpläne stellt sie bis im Sommer vor.

2. Keine Unterbrecherwerbung

Einschneidender und beim TV-Publikum höchst willkommen ist die Massnahme, die Werbung einzuschränken. Der SRG-Generaldirektor verspricht, Unterbrecherwerbung abzuschaffen.

Der Freiburger CVP-Ständerat Beat Vonlanthen (60) verlangt aber ein generelles Werbeverbot ab 19.30 Uhr. Und Grünen-Präsidentin Regula Rytz (56) will, dass die SRG auch auf das Sponsoring von Radiosendungen verzichtet, wie sie BLICK sagte.

3. Fokus auf Information und Swissness

Die SRG hat versprochen, 50 Prozent der Gebühreneinnahmen für Information aufzuwenden. Damit will sie in den vier Sprachregionen ausgewogene und unabhängige Berichterstattung sicherstellen – was auch schon heute ihre Aufgabe ist. Und sie will ihr Engagement für Schweizer Serien und Filme erhöhen. In der SRF-«Elefantenrunde» machte SVP-Chef Albert Rösti (50) deutlich, dass er Swiss-made-Krimis wie den «Bestatter» für überflüssig hält. Mit dieser Meinung dürfte er genauso in der Minderheit sein wie am Abstimmungssonntag die No-Billag-Initianten.

4. Zurückhaltung im Internet

Marchand kündigt darüber hinaus an, die privaten Medien in Zukunft im Internet nicht mehr zu konkurrenzieren. Regionale, zielgruppenspezifische Werbung will man nicht anbieten. Die gebührenfinanzierte SRG akzeptiere, dass ihr auf absehbare Zeit Onlinewerbung versagt bleibt.

Trotz «No Billag»-Abfuhr: SRG kann nicht aufatmen
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So verlief der Abstimmungssonntag:Trotz «No Billag»-Abfuhr: SRG kann nicht aufatmen

Und sie sagt, sie werde auf den Webseiten von SRF, RTS und RSI keine Artikel mehr publizieren, die nicht in Verbindung zu einem Video- oder einem Audiobeitrag stünden. «Dass sich die SRG online zurückhalten wird, ist zentral für private Medien. Für mich ist das klar der wichtigste Punkt des Pakets», sagt FDP-Chefin Petra Gössi (42) zu BLICK.

5. Mehr Zusammenarbeit mit privaten Medien

Die SRG will eine gemeinsame Radioplattform mit privaten Sendern aufbauen. Und sie will ihre Archive für andere Medien öffnen.

Hier muss sich weisen, wie stark die anderen Medien davon profitieren können und wollen. Zumindest bei Beiträgen zu aktuellen Ereignissen dürften die grösseren Medienhäuser wenig Bedarf haben. Dies, weil sie sich von den SRG-Medien unterscheiden, weil sie schneller sein und einen anderen Ansatz einbringen wollen. Zudem bieten auch Nachrichtenagenturen längst Newsvideos an.

Dass die SRG-Archive auch für private Medienanbieter geöffnet werden sollen, kann diesen Medienhäusern allenfalls für Hintergrundbeiträge dienen.

Wie lukrativ die von der SRG angebotenen Kooperationen beim Betrieb der Musiksender Swiss Pop, Swiss Jazz und Swiss Classic für private Radiostationen sind, muss sich ebenfalls erst noch weisen. Solch günstig produzierte Musikkonservenabspielsender hätten die Privatradios längst auf die Beine stellen können – wenn sie denn darin einen kommerziellen Sinn sähen.

Den Bürgerlichen reicht das nicht

In der SRF-«Elefantenrunde» versuchten die bürgerlichen Parteipräsidenten das wuchtige Ja zur heutigen Gebührenregelung dahingehend umzuinterpretieren, dass man nun schauen müsse, ob Unternehmen zumindest teilweise von der Billag-Gebühr befreit werden könnten. Ihnen machte SP-Boss Christian Levrat (47) klar, dass die Bevölkerung genau diese Regeln jetzt zum zweiten Mal bestätigt und sich für den heutigen «breiten Service public» ausgesprochen habe.

Für GLP-Präsident Jürg Grossen (48) braucht es bessere Rahmenbedingungen für die lokale Presse im Internet. Die Vergünstigung der Zeitungszustellung sei ein Auslaufmodell. Und Levrat spricht sich noch klarer für eine direkte Presseförderung aus.

CVP-Chef Gerhard Pfister (55) wiederum hat die Versprechen der SRG zur Kenntnis genommen. Er will sie «beim Wort nehmen», wie er auf SRF sagte.

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