Ignazio Cassis (57) kommt nicht aus der Kritik. Dass der Aussenminister auf seiner ersten Afrika-Reise in Sambia eine umstrittene Mine eines Tochterunternehmens des Schweizer Rohstoffkonzerns Glencore besucht (BLICK berichtete), sorgt hierzulande für Irritationen.
Denn die Mine war in der Vergangenheit schon mehrfach wegen Umweltskandalen international in den Schlagzeilen. Und in der Schweiz war sie einer der Gründe dafür, dass die Konzernverantwortungs-Initiative eingereicht wurde. Diese fordert, dass multinationale Konzerne auch für Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden haftbar gemacht werden können, die Tochtergesellschaften im Ausland begehen.
Cassis zeigt sich beeindruckt – Glencore auch
Statt darauf einzugehen, zeigte sich Cassis auf Twitter «beeindruckt von den Anstrengungen zur Modernisierung der Anlage und zur Ausbildung junger Menschen».
Glencore war denn auch begeistert vom Besuch des Schweizers Aussenministers – und nutzte das Bild von Cassis selbst für einen bezahlten Werbetweet. Der Aussenminister hat kein Problem damit, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. «Glencore bat Bundesrat Cassis nicht um Erlaubnis, den Tweet zu veröffentlichen», sagte sein Sprecher Jean-Marc Crevoisier der Zeitung. Er macht dem Konzern aber keinen Vorwurf. Wenn man soziale Medien nutze, müsse man damit rechnen, dass Tweets anderweitig verwendet würden.
Kritik aus SP und von Amnesty
Andere aber regen sich ordentlich darüber auf. Etwa SP-Nationalrätin Jacqueline Badran (57). Sie kritisiert Cassis für den Besuch. Dieser hätte besser mit den von den Umweltschäden Betroffenen in der Bevölkerung geredet, so die Zürcherin.
Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert Cassis für den Besuch – und dessen eigenen unbedarften Tweet. Der Schweizer Aussenminister stelle Glencore damit einen Persilschein aus, so Amnesty.
Mittlerweile ist der bezahlte Werbetweet auf Twitter nicht mehr zu finden. Stattdessen zitiert Glencore nun den Tweet des Schweizer Aussenministers. (sf)