Christian Plüss übernimmt Steuer
So will der neue Chef Postauto aus der Krise steuern

Ab heute steht bei Postauto ein neuer Chef an der Spitze: Geophysiker Christian Plüss. Seine Aufgabe ist es, das angeschlagene Unternehmen aus der Krise zu chauffieren. Doch wie will er das tun?
Publiziert: 01.11.2018 um 14:09 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2018 um 23:42 Uhr
«Es ist wichtig, das Vertrauen wieder zu gewinnen»
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Neuer PostAuto-Leiter Christian Plüss:«Es ist wichtig, das Vertrauen wieder zu gewinnen»
Lea Hartmann

Postauto hat einen neuen Chauffeur. Christian Plüss (56), zuletzt Manager beim Energiekonzern Alpiq, soll die Posttochter wieder in die richtigen Bahnen lenken. Raus aus der Krise, die den Staatsbetrieb vergangenen Februar mit Bekanntwerden des Subventionsskandals wie eine Lawine überrollt hat. 

Mit Lawinen kennt sich Plüss aus – zumindest theoretisch. Der zweifache Familienvater war vor seinem Job bei Alpiq Direktor des Bundesamts für Meteorologie. Zudem ist er Geophysiker und hat in seiner Doktorarbeit ein Modell entwickelt, das auch bei Früherkennung der Schneebretter eingesetzt werden kann.

Auf Tuchfühlung mit Chauffeuren und Kunden

In seinem neuen Job geht es allerdings eher um Katastrophenhilfe denn um Prävention. Das Vertrauen von Postauto habe unter dem Skandal arg gelitten, sagt Plüss an der Medienkonferenz. Es wiederzugewinnen, sei sein oberstes Ziel. Um das zu erreichen, will der neue Chef raus aus dem Büro und auf Tuchfühlung mit der Belegschaft gehen. Schon nächste Woche werde er zu ersten Besuchen in den verschiedenen Postauto-Regionen aufbrechen. «Ich werde mit Bestellern, Mitarbeitern und Chauffeuren sprechen», kündigt Plüss an. Und auch die Kunden wolle er «spüren». 

Daneben brauche es aber vor allem eins: mehr Transparenz – gerade bei den Finanzen. Man überlege sich jetzt genau, «wie wir unsere Rechnungen darstellen», sagt Plüss. Postauto hatte über Jahre mit illegalen Tricks Subventionen von Bund, Kantonen und Gemeinden erschlichen. 205 Millionen muss das Unternehmen ihnen nun zurückzahlen. 

«Ich bin da für die Zukunft»

Angesprochen auf die Buchungstricks, gibt sich Plüss zurückhaltend. Auf die Frage, ob er vollständigen Einblick in das Subventionsbschiss-Dossier erhalten habe, winkt er ab. Er habe sich selbstverständlich damit befasst, aber nicht ausserordentlich detailliert. Die Aufarbeitung der Vergangenheit sei Sache von Interimschef Thomas Baur gewesen, der das Steuer von Postauto nach dem Rücktritt Daniel Landolfs vergangenen Februar übernommen hatte. «Ich bin da für die Zukunft!»

Eine Zukunft, die allerdings mit weiteren Baustellen gepflastert ist. So ist das Transportmonopol von Postauto am Wackeln. Mit dem Kanton Jura hat kürzlich ein erster Kanton beschlossen, die Postauto-Linien künftig öffentlich auszuschreiben. Weitere Kantone und Gemeinden könnten folgen. Darauf angesprochen, zeigt sich Plüss kämpferisch. Man stelle sich dem Wettbewerb, sagt der neue Postauto-Chef. «Wir werden um die Linien kämpfen!»

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