Nach Manipulationsvorwürfen
SRF stellt politische Online-Umfragen ein

Schweizer Radio und Fernsehen hat Vorwürfe in Bezug auf die repräsentativen Umfragen zur Abstimmung vom 28. November zurückgewiesen. Diese seien nicht manipulierbar. Nicht-repräsentative User-Votings zu politischen Themen führt SRF vorerst aber keine mehr durch.
Publiziert: 16.11.2021 um 20:14 Uhr
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Aktualisiert: 16.11.2021 um 21:56 Uhr
«Nicht möglich, Umfrageresultate zu manipulieren»: GFS-Co-Leiter Golder.
Foto: Screenshot SRF

Die repräsentativen Umfragen basierten hauptsächlich auf telefonischen Befragungen, wurde Lukas Golder, Co-Leiter des Forschungsinstituts GFS Bern, in einer Mitteilung vom Dienstag zitiert. GFS Bern führt die Trendumfragen im Auftrag der SRG durch.

Die ergänzende Online-Umfrage sichere die Ergebnisse lediglich ab, so Golder. Die entsprechenden Daten würden wissenschaftlich ausgewertet, so dass Unregelmässigkeiten erkannt würden: «Es ist nicht möglich, unsere Umfrageresultate zu manipulieren.»

In einem Bericht auf der Internet-Plattform «Inside Paradeplatz» vom Dienstag hatte ein Autor Methoden aufgezeigt, wie es angeblich möglich sei, Online-Umfragen zu manipulieren.

Der Autor bezog sich dabei auch auf sogenannte User-Votings. Das sind Umfragen auf Websites, die keinen Anspruch auf Repräsentativität und Wissenschaftlichkeit erheben. Auf solche Votings verzichte SRF ab sofort, sagte dazu Alexander Sautter, Leiter Digitale Kanäle bei SRF. Man prüfe, ob und wie man solche Votings künftig einsetzen wolle.

Im Artikel auf «Inside Paradeplatz» wird auch das Medienhaus Tamedia kritisiert. Und auch die Verantwortlichen für dessen Abstimmungsumfragen betonten, man verfüge über wirksame Kontrollmechanismen, um sich vor Manipulationsversuchen zu schützen.

Der Artikel behandle zwei unterschiedliche Arten von Umfragen, hiess es von Tamedia am Dienstagabend auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Einerseits beschäftige er sich – am Beispiel von SRF – mit sogenannten User-Polls, also Umfragen, die in einen Artikel eingebettet sind und bei denen das Resultat nach dem Abstimmen direkt angezeigt wird.

Polls könnten ein Stimmungsbild der Leserschaft eines Artikels abbilden, seien jedoch nie repräsentativ. «Darauf weisen wir bei Tamedia bei Polls in unseren Artikeln immer hin mit dem Hinweis 'Diese Umfrage soll ein Stimmungsbild vermitteln und ist nicht repräsentativ'», so Tamedia.

Und weiter: «Bei politisch relevanten Themen verzichten wir bei Tamedia aus dem gleichen Grund auch seit längerem darauf, über die Resultate solcher Polls journalistisch zu berichten.» Die Daten der «20 Minuten»-/Tamedia-Umfragen würden gefiltert, und die Auswertungen basierten auf einer wissenschaftlich fundierten und erprobten Modellierung. (SDA)

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