An den Strand, in ferne Länder reisen, andere Kulturen kennenlernen, – das fehlt vielen Schweizerinnen und Schweizer zurzeit. Silberstreifen am Horizont ist der Impfpass, der nun immer konkretere Formen annimmt.
Die gesetzliche Grundlage für das fälschungssichere Impfzertifikat schuf das Schweizer Parlament bereits in der Frühlingssession im März. Seither arbeitet eine vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) eingesetzte Arbeitsgruppe fleissig an dessen Ausarbeitung.
Impfdaten-Chaos muss geräumt werden
Dazu gehört in erster Linie die Abgleichung verschiedener Umsetzungslösungen – laut dem «Tages-Anzeiger» haben sich für diesen Auftrag rund 50 Anbieter beim Bund beworben. Heute möchte man im BAG den Bestgeeigneten küren – und mit diesem dann auch national alle Corona-Impfungen einheitlich erfassen.
Denn bislang konnten sich die verschiedenen Impfstellen nicht auf ein System einigen. Impfzentren, Arztpraxen, Apotheken und Spitäler erfassen ihre Daten zum Teil völlig unterschiedlich. In gewissen Kantonen komme laut dem «Tages-Anzeiger» die Software OneDoc zum Einsatz, andernorts benutzt man das Alternativprodukt VacMe, um Impfdaten zu erfassen. Und Arztpraxen und Apotheken benutzen noch einmal ganz andere Programme, wie Abilis, AD Swiss oder Dosumedis.
Ärzte und Apotheker wollen Daten-Chaos lösen
Dieses Chaos der Daten gilt es nun aufzubereiten, sodass sie in ein einheitliches, fälschungssicheres und international anerkanntes Zertifikat überführt werden können. Dabei möchten Ärzte und Apotheker dem Bund die Hand reichen, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.
Der Ärzteverband FMH und der Apothekerverband Pharmasuisse lancierten gemeinsam einen Zertifikatsservice, der direkt in die bestehenden Software-Systeme integriert werde. Damit könne in der Ausarbeitung des Impfzertifikates viel Zeit gespart werden, heisst es aus den beiden Verbänden. Das sei besonders wichtig, weil die Zeit drängt. Schliesslich lautet das Ziel vom BAG noch immer: Der Impfpass ist bis zum Sommer bereit.
Das heisst konkret: Geimpfte, getestete oder immune Personen sollen einen QR-Code in Papierform erhalten, welcher auch mit dem Handy gescannt und via App vorgewiesen werden kann, erklärt BAG-Sprecherin Nani Moras gegenüber der Tageszeitung. Wichtig sei, dass die Daten nur bei den Zertifikatsausstellern und bei den betroffenen Personen gespeichert bleiben.
Macht die Schweiz gemeinsame Sache mit der EU?
Dabei dürfte die Schweiz nicht im Alleingang vorpreschen. Es deute alles darauf hin, dass man sich an der Lösung der Europäischen Union beteilige: dem Digital Green Certificate. Nur damit wären Reisen in die heissgeliebten EU-Staaten bald wieder möglich.
Das schürt Hoffnung – zu Recht. Denn laut «Tages-Anzeiger»-Quellen sei der Austausch zwischen der Schweiz und der EU in der Impfpass-Frage äusserst intensiv. Die EU habe gar den Verordnungstext diesbezüglich angepasst. So sei im Impfartikel nicht mehr von «Unionsbürgern», sondern viel neutraler von «Personen» die Rede.
Trotzdem müssen auf Seiten der EU erst noch einige Fragen geklärt werden, bis sich der EU-Schweiz-Impfpass verwirklichen lässt. In der Schweiz sieht man dem Impfzertifikat optimistisch entgegen. So scheint der europäischen Lösung aus der Sicht des Eidgenössischen Datenschützers Adrian Lobsiger (61) wenig im Weg zu stehen. (dbn)