In Deutschland wurden Daten von Hunderten von Promis und Politikern gehackt. Da stellt sich die Frage: Wie gut sind eigentlich Smartphones und Computer von Schweizer Parlamentariern und Bundesräten vor Angriffen geschützt?
Über die Sicherheit der bundesrätlichen Handys, Tablets und Laptops will die Bundeskanzlei nicht zu viel verraten. Die Kommunikationsinfrastruktur der Magistratspersonen sei mehrfach geschützt, so Sprecherin Sonja Margelist.
Die Bundesräte verwenden zum einen eine besondere Verschlüsselungs-App. Vor einigen Jahren hiess diese Janus und ermöglichte verschlüsselte Gespräche und Nachrichten. Zudem steht den Mitgliedern der Landesregierung ein zweites, speziell gesichertes Handy zur Verfügung. Wie sicher das ist, ist aber umstritten.
Larges Parlament
Larger sind die Sicherheitsvorkehrungen bei Parlamentariern: Jeder von ihnen benutzt sein ganz normales Smartphone – ohne spezielle Schutzmassnahmen. Auch bei den Notebooks haben National- und Ständeräte die Sicherheit selbst in der Hand.
Sie erhalten einen Leitfaden zu den Themen Festplattenverschlüsselung, Passwörtern, Viren und Datensicherung. Ausserdem haben sie Anrecht auf ein vom Bund gestelltes Gerät, das zudem besonders «gehärtet» werden kann.
Nur 165 harte Laptops
Was es damit auf sich hat, erklärt Franz Grüter (55), SVP-Nationalrat aus Luzern und IT-Unternehmer. «Beim sogenannten Härten werden gewisse Verschlüsselungen für E-Mails installiert.» Das Sicherheitsniveau sei damit eher bescheiden – vor allem, wenn man mit der Industrie vergleiche. Bei Banken etwa sei häufig eine doppelte Verschlüsselung Standard.
Grüter selbst lässt alle Sicherungsprogramme der Parlamentsdienste auf seinem Rechner installieren und wechselt regelmässig seine Passwörter. Damit gehört er zur Minderheit unter der Bundeshauskuppel. Gemäss der Eidgenössischen Finanzkontrolle, die sich die IT-Sicherheit im Parlament 2017 angeschaut hatte, waren damals nur 165 Laptops von 246 Parlamentariern gehärtet.
Mehr Sicherheit bedeutet weniger Komfort
Auch Passwortaktualisierungen sind für viele Parlamentarier ein Fremdwort. Das hat selbst SP-Präsident Christian Levrat (48) im letzten Jahr zugegeben: «Bei meinem E-Mail erneuere ich das Passwort regelmässig, bei anderen Konten tue ich das seltener», sagte Levrat gegenüber dem «Tagesanzeiger», nachdem er selbst Opfer eines Hackerangriffs geworden war.
Dass sich nach dem Deutschland-Hack daran etwas ändert, glaubt IT-Spezialist Grüter nicht. Denn mehr Sicherheit bedeute weniger Komfort. Viele Parlamentarier dürften sich restriktiveren Regeln einfach widersetzen. Grüters Fazit: «So ein Hack wie in Deutschland könnte uns genauso passieren.»
Vieles ist schon öffentlich
Allerdings: Die meisten Daten, die in Deutschland für Verunsicherung sorgen, sind in der Schweiz ohnehin öffentlich zugänglich. Privatadresse, E-Mail und Handynummer von fast jedem National- und Ständerat lassen sich einfach ergoogeln. Grosse Ausnahmen: SVP-Übervater Christoph Blocher (78) und Neubundesrätin Karin Keller-Sutter (55). Bei allen anderen gibt es keinen Grund, die Daten zu hacken.
Auch beim Inhalt von Mails gilt laut Grüter: «Man darf den Geheimnisgehalt auch nicht überschätzen. Im Normalfall beraten wir ja Gesetze, die früher oder später ohnehin öffentlich werden.»