Nach gutem Anlagejahr
Pensionskassen von Börsenschwäche gefordert

Die gute Entwicklung der Anlagemärkte 2021 hat sich positiv auf die Finanzstärke der Pensionskassen von Schweizer Grossunternehmen ausgewirkt. Im aktuellen Jahr haben die Börsen hingegen ein rabenschwarzes erstes Semester hinter sich.
Publiziert: 08.07.2022 um 12:00 Uhr
Nach dem guten 2021 bringt das bisher sehr schwache Börsenjahr 2022 die Verpflichtungen der Pensionskassen gegenüber ihren Versicherten wieder unter Druck. (Symbolbild)
Foto: ALESSANDRO DELLA BELLA

Der durchschnittliche Deckungsgrad für die 30 im Swiss Leader Index der Schweizer Börse enthaltenen Firmen ist 2021 um 8 Prozentpunkte auf 92 Prozent gestiegen, wie aus der am Freitag veröffentlichten Pension Risk Studie des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson hervorgeht.

Der Deckungsgrad stellt die Vermögen der Pensionskassen ihren Verpflichtungen gegenüber. Die Vorsorgeverpflichtungen der von Willis Towers Watson betrachteten Unternehmen sind im letzten Jahr um 3,7 Prozent auf 7,8 Milliarden Franken gesunken. Gleichzeitig hat das Planvermögen um 4,8 Prozent auf 9,4 Milliarden zugenommen.

Im laufenden Jahr hat sich das Umfeld an den Finanzmärkten komplett verändert: Der Ukraine-Krieg brach aus, die Inflation beschleunigte sich und Ölpreise wie Zinsen stiegen an. Das warf die Aktienmärkte zurück. Sie erlebten sogar das schlechteste Semester seit Jahrzehnten. Allein im ersten Quartal büssten die Pensionskassen an den Finanzmärkten aufgrund der schwachen Anlageperformance im Durchschnitt 3,5 Prozent ein.

Und so bald dürfte die Talfahrt nicht vorbei sein. «Zusammen mit einem befürchteten Einbruch der Realwirtschaft wird dies weitere Verwerfungen an den Finanzmärkten nach sich ziehen», glaubt Heiniger. Die Entwicklung der Finanzmärkte dürfte damit weiter negativ auf die Pensionskassenperformance der SLI-Firmen einwirken.

Es gibt laut Heiniger aber einen Faktor, der die Pensionskassen entlastet: Höhere Diskontsätze führen nämlich dazu, dass Vorsorgeverpflichtungen zurückgehen. Die Sätze sind zwischen Mai 2021 und Mai 2022 um 1,5 Prozent angestiegen. Bei einer Vorsorgeverpflichtungsdauer von 15 Jahren bewirkt das laut Studie einen Rückgang bei den Verpflichtungen von gut 20 Prozent.

Deshalb und weil die Zunahme der Lebenserwartung sich in vielen Ländern verlangsamt, sei es trotz der immer stärker werdenden Rentnerbelastung möglich, dass sich der Finanzierungsbedarf der Vorsorgepläne mittelfristig weniger stark erhöhen werde als bisher befürchtet, so die Autoren.

(SDA)

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