Dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) unterlief in einer Grafik ein folgenschwerer Fehler. Laut ihrer Darstellung darben Schweizer Rüstungskonzerne, weil immer weniger Rüstungsgüter exportiert werden.
Ein umfänglicher Blick auf die verwendeten Daten zeigt: Genau das Gegenteil ist der Fall! Die Schweizer Rüstungsindustrie konnte ihre Exporte im letzten Jahr erneut steigern.
Mit Statistiken lässt sich bekanntlich vieles beweisen. So wird am meisten getrickst.
Daten weglassen: Was nicht passt, wird vergessen
Nicht nur das Seco hat Mühe, alle verfügbaren Daten zu verwenden. Die AfD schrieb 2016 in ihrem Grundsatzprogramm, dass seit der Jahrtausendwende keine Klimaerwärmung erkennbar sei. Wochen zuvor kursierte eine Grafik, die genau dies untermauern sollte. Die Linie, in diesem Fall die Temperaturabweichung pro Jahr, schwankte hin und her, eine Zunahme indes war kaum ersichtlich.
Doch in der Grafik wurden die Jahrzehnte zuvor ausgelassen. Mit ihnen zeigt der Trend unmissverständlich: Es wird immer wärmer.
Tipp: Schauen Sie sich genau an, bei welchen Jahren die Statistik startet
Achse verschieben: Wenn null nicht null ist
Die Grafik der SVP war eindrücklich: Schon in wenigen Jahren werden in der Schweiz mehr Ausländer als Eidgenossen wohnen! Zumindest suggerierte dies eine 2015 in einem Inserat publizierte Grafik. Nur: Zwei Drittel der Schweizerinnen und Schweizer wurden in dieser Grafik unterschlagen, denn die Grundlinie der Grafik beginnt nicht wie üblich bei 0, sondern bereits bei fast 4 Millionen.
Tipp: Beginnt die Y-Achse wirklich bei null? Wenn nicht, wieso?
Fehlerhafte Stichprobe: Die falschen Leute befragt
Eine beliebte Form der Zahlenmalerei ist die Prognose. Da sich die Zukunft mit Glaskugeln bekanntlich nur schlecht voraussagen lässt, müssen dafür Menschen befragt werden. Nur: Werden genügend Menschen befragt? Und vor allem: Werden die richtigen Menschen befragt?
In diese Falle tappte auch die amerikanische Zeitschrift «The Literary Digest» und schaffte es damit in viele Statistikvorlesungen – als Negativbeispiel. Vor der US-Präsidentschaftswahl 1936 fragte die Zeitschrift Wähler, für welchen Kandidaten sie ihre Stimme abgeben werden. 2,4 Millionen Bürger antworteten, und «The Literary Digest» kürte den Republikaner Alf Landon mit 60 Prozent zum klaren Sieger. Alf wer? Genau, es sollte anders kommen, und Alf Landon scheiterte kläglich.
Der Fehler der Zeitschrift: Die Adressen der befragten Wähler sammelten sie über Telefon- und Autoregister. Zu dieser Zeit waren ein Auto oder ein Telefon ein Luxusprodukt. Somit befragten die Journalisten vornehmlich Vermögende, die traditionell republikanisch wählen.
Tipp: Die Stichprobengrösse wird bei Umfragen meist mit «n» angegeben. «n=100» heisst also, dass 100 Leute befragt wurden. Seien Sie bei zu kleinen Stichprobengrössen skeptisch!
Fehlertoleranz: Wenn es so sein könnte – oder auch anders
Guten Umfragen liegen immer gute Stichproben zugrunde. Doch selbst die besten Stichproben weisen Fehler auf. Diese «Fehlertoleranz» wird bei vertrauenswürdigen Studien angegeben. Wenn eine Partei also in Umfragen 20 Prozent Wähleranteil erreicht, die Fehlertoleranz jedoch ± fünf Prozent beträgt, heisst das: Die Partei könnte 25 Prozent der Stimmen erhalten. Oder auch nur 15 Prozent.
Tipp: Seien Sie bei einer grossen Fehlertoleranz skeptisch!