Nach falschen Prognosen
Longchamp soll überwacht werden

Dass sich die Ergebnisse von Meinungsumfragen zwischen den verschiedenen Institutionen markant unterscheiden stört Politiker und Experten. Jetzt fordern sie Massnahmen.
Publiziert: 24.02.2015 um 18:18 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:45 Uhr
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Claude Longchamp, Leiter des Forschungsinstituts gfs.bern.
Foto: Keystone

Drei Umfragen gab es seit Dezember 2014 dazu, ob die Schweizer Bevölkerung die Erhaltung der bilateralen Verträge oder die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative (MEI) bevorzugt.

Drei Umfragen - drei Ergebnisse

Bei der repräsentativen Umfrage Forschungsinstitut M.I.S. Trend für das Westschweizer Nachrichtenmagazin «L’Hebdo» im Dezember 2014 gaben 69 Prozent den Bilateralen den Vorrang. 

Anfrangs Februar 2015 zeigte die repräsentative Befragung des Meinungsforschungsinstitut gfs.Bern im Auftrag des grünen Wirtschaftsverbandes Swisscleantech, dass sich 58 Prozent für die Bilateralen entscheiden würden. 

Und bei der Umfrage vom Verein Vimentis bevorzugten nur noch 41 Prozent die volle Personenfreizügigkeit. Das macht ein Minus von 28 Prozent innerhalb von drei Monaten.

Zweifel an Qualität der Umfragen

Experten und Politiker sind beunruhigt. Aber nicht etwa wegen grossen Volatilität, die man aufgrund der Ergebnisse in der Stimmbevölkerung ausmachen könnte. Sondern weil sie an der Qualität der Umfragen zweifeln.

Gilbert Casasus, Professor für Europastudien in Freiburg sagte zum «Bund»: «Es ist alarmierend, dass Umfragen zu derart unterschiedlichen Resultaten kommen.» Deshalb fordert er, dass Markt tärker reguliert werden soll.

Dafür soll eine Kommission gebildet werden, welche befugt ist, von sich aus oder auf Anfrage die Stichhaltigkeit einer Umfrage zu überprüfen.

Gütersiegel für wissenschaftliche Standards

«Heute gelangen fragwürdige Resultate an ein breites Publikum, und Politiker verwenden diese, um ihre Ansichten als Mehrheitsmeinung zu präsentieren», kritisiert CVP-Nationalrätin Kathy Riklin. Deshalb unterstütze sie die Idee voll und ganz.

Für den Grünen Balthasar Glättli ist klar, eine staatliche Kommission müsse es nicht sein. «Eine brancheneigene Stelle oder ein Gütersiegel für die Beachtung wissenschaftlicher Standards wäre sinnvoller.»

Umfragen für SRF verbieten

Anders sieht es der bürgerliche Christoph Mörgeli. Er will staatlichen oder parastaatlichen Institutionen wie dem «Schweizer Radio und Fernsehen» Umfragen ganz verbieten. Dafür hat er im Dezember 2014 eine parlamentarische Initiative eingereicht.

«Private Firmen hingegen sollen volle Freiheit haben und ohne Restriktionen Umfragen veröffentlichen dürfen», sagt der SVP-Nationalrat.

Und für Lukas Golder vom gfs.Bern ist klar: «Die Medien- und Forschungsfreiheit ist ein wichtiger Wert, wir sollten daher keine staatliche Kontrollkommissionen schaffen.» (bie)

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