Nach Erdogans «Schande über Euch»-Ausraster
Die 5 härtesten Attacken auf die Schweiz

Erdogan rief «Schande über euch!» an die Adresse der Schweiz. Er ist nicht der Erste, der die Schweiz mit Schimpf und Schande eindeckt.
Publiziert: 28.03.2017 um 12:22 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:42 Uhr
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Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan schleuderte gestern zu bester Sendezeit ein «Schande über euch!» in Richtung Schweiz.
Foto: MURAD SEZER
Benedikt Theiler

Das Transparent gegen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan an der Demo letzten Samstag in Bern hat zu erbosten Reaktionen in der Türkei geführt. Erdogan schleuderte zu bester Sendezeit ein «Schande über euch!» in Richtung Schweiz. Er ist nicht der erste Spitzenpolitiker, der die Schweiz öffentlich beschimpft. Diese fünf Attacken musste die Schweiz schon einstecken.

1. Gaddafi bezeichnet die Schweiz «als Mafia der Welt»

Der libysche Diktator Muammar Gaddafi hatte im Juli 2009 am Rande des G8-Gipfels die Schweiz als Helferin des Terrorismus bezeichnet und schlug vor, die Schweiz an die Nachbarländer aufzuteilen, da sie die «Mafia der Welt» sei. Daraufhin stellte Libyen den Antrag an die Generalversammlung der Vereinten Nationen zur Zerschlagung der Schweiz.

Hintergrund der Bemerkung des Diktators war die Verhaftung seines Sohnes Hannibal Gaddafi in Genf. Laut Genfer Staatsanwaltschaft soll dieser eine Bedienstete misshandelt haben. Diese Verhaftung führte zu einer Staatskrise und dem Kidnapping zweier ABB-Mitarbeiter in Libyen. Nach seiner Freilassung äusserte sich der Gaddafi-Sohn: «Hätte ich eine Atombombe, würde ich die Schweiz auf der Landkarte ausradieren.»

2. Stalin nannte die Schweizer «Schweine»

Schon im Zweiten Weltkriegs stand die Schweiz im Zentrum der Kritik: Gegenüber dem britischen Premier Winston Churchill hatte der sowjetische Staats- und Parteichef Josef Stalin in der Endphase der Kriegshandlungen die Schweizer als «Schweine» bezeichnet und die Alliierten ermuntert, ohne weiteres durch das Schweizer Staatsgebiet vorzurücken im Endkampf gegen Deutschland, sofern dies einen Zeitvorteil bringen würde. Das rapportiert Werner Vogt in seinem Buch über den legendären Besuch von Churchill in Zürich vom September 1946.

3. Steinbrück drohte mit der Kavallerie

Nur Verbal mit einem Angriff drohte der Wutpolitiker Peer Steinbrück 2009: Er war vor seiner Karriere als Minister in Berlin und SPD-Kanzlerkandidat Finanzminister im grössten deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen. In den Jahren 2006 und 2007 liess er gestohlene Bankdaten aus der Schweiz aufkaufen. Nicht nur mit diesen Steuersünder-CDs machte er Druck auf die Eidgenossenschaft und das Bankgeheimnis in der Schweiz. Im März 2009 drohte er dann sogar mit der Kavallerie, «die nicht immer ausreiten muss, manchmal reicht es, wenn die Indianer wissen, dass sie da ist». Für diese Verbalattacke erntete er einen Aufschrei der Empörung und löste heftige antideutsche Gefühle aus. Wie einige Monate zuvor, als er der Schweiz im gleichen Konflikt um deutsche Schwarzgelder auf Schweizer Banken «Zuckerbrot und Peitsche» angekündigte.

4. US-Diplomat: Schweiz hat Krieg verlängert

Weniger plakativ war die Aussage in dem im Mai 1997 veröffentlichten Eizenstat-Bericht der US-Behörden über die Finanztransaktionen des Naziregimes. Doch das Echo war umso grösser. Der Kernsatz des Berichtes, der nach dem zuständigen Diplomaten Stuart E. Eizenstat benannt war, kam in der Schweiz wie eine Beleidigung an: Die Neutralen hätten durch ihre fortgesetzten wirtschaftlichen Kontakte mit Hitlerdeutschland dazu beigetragen, den Krieg zu verlängern. In der Schweiz gingen die Wogen hoch, denn man bezog den US-amerikanischen Bericht einzig auf die Schweiz. Verantwortlich für die Krise waren die Schweizer Banken. Sie hatten Verwandten von Juden, die in den Konzentrationslagern der Nazi umgekommen waren, nicht geholfen, an die Vermögen derselben zu kommen. 

5. Türken: Schweizer Botschafter muss weg

Es ist nicht das erste Mal, dass die Schweiz sich von der Türkei mit Vorwürfen eindecken lassen muss. Eine Demonstration von Kurden vor der türkischen Botschaft in Bern lief 1993 aus dem Ruder, als die rund 100 Protestierenden versuchten, auf das Gelände der Botschaft zu gelangen. Vier türkische Botschaftsangestellte schossen daraufhin mit Pistolen und Maschinenpistolen in die Luft, aber auch direkt auf die Demonstranten. Bilanz: ein toter Kurde und mehrere Verletzte. Daraufhin entbrannte ein diplomatischer Konflikt zwischen Bern und Ankara. Dies, weil die Schweiz nicht nur die Kurden strafrechtlich belangen wollte, sondern auch die Schützen aus der Botschaft. Am Schluss verlangte die Türkei unter Ministerpräsident Turgut Özal sogar, dass die Schweiz den Botschafter und zwei weitere Diplomaten aus dem Land zurückrufe. In einer Note hiess es zudem, dass die Schweiz den Terror unterstütze. Dies, weil sie die Botschaft nicht genügend gegen die Demonstranten geschützt habe. Ironie der Geschichte: Am Schluss wurden nur Kurden verurteilt – unter ihnen auch solche, die bei der Auseinandersetzung verletzt wurden. Alle beteiligten Türken wurden nie belangt.

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