Nach den rebellischen Grosis in Muotathal SZ
Jetzt wehren sich auch Gewerbler für ihre Poststelle

Der Protest gegen die schweizweiten Poststellen-Schliessungen erhält weiteren Zulauf: Nach den Seniorinnen im Muotathal wehren sich jetzt auch Gewerbetreibende in der Zentralschweiz. Zudem fordert eine Petition ein Schliessungs-Moratorium.
Publiziert: 30.06.2019 um 23:26 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:04 Uhr
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Martin Hofstetter aus Unterägeri ist mit der Post unzufrieden.
Foto: zvg
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Poststellen-Schliessungen ärgern nicht nur die Bevölkerung. Auch Gewerbetreibende in ländlichen Regionen leiden. «Fürs Gewerbe ist es ein Problem, dass die Post immer mehr Dienstleistungen abbaut – die Preise aber erhöht», sagt Martin Hofstetter (41), der sich beim BLICK gemeldet hat.

Hofstetter reagiert auf den BLICK-Artikel über die beiden Seniorinnen, die sich gegen die Schliessung der Poststelle in Muotathal SZ wehren. «Auch wir im Ägerital, zwei Hügel weiter, haben mit den gleichen ‹Post-Sorgen› zu kämpfen», schrieb der Unternehmer aus Unterägeri ZG.

Plötzlich braucht der Versand fünf Tage

Hofstetter ist Chefredaktor des «Ägeritalers», eines Magazins fürs ganze Ägerital im Kanton Zug. In der neuesten Ausgabe wendet sich der Gewerbeverein Ägerital mit einem offenen Brief an Postchef Roberto Cirillo (48). Darin machen sich die Gewerbler Luft darüber, dass es aufwendiger wird, das Magazin durch die Schweizerische Post verteilen zu lassen. «Früher konnten wir die Zeitschrift am Vortag anliefern und tags darauf wurde sie in sämtliche Haushalte verteilt. Dann dauerte die Verteilung nach einer Neuorganisation der Post plötzlich vier Tage länger. Vier!»

«Später hat die Post das sogenannte Promopost-Tool eingeführt. Dies mit dem Zweck, dass wir Gewerbler Arbeiten für die Post übernehmen müssen», ereifert er sich. Seither könnten aber nicht mehr alle Einwohner in Oberägeri mit dem Magazin bedient werden. «Und der Postversand dauert inzwischen fünf Tage», betont Hofstetter.

Doch es kommt noch dicker: «Jetzt wird sogar noch über eine Schliessung der Poststelle in Oberägeri diskutiert, obwohl sie rentiert und die Bevölkerung im Tal wächst.» Der Gewerbeverein wehre sich vehement gegen die Schliessung, sagt er.

Unterstützung der Petition wächst

«Wir müssen im Gewerbeverein diskutieren, ob wir das Poststellen-Schliessungs-Moratorium unterstützen», findet Hofstetter gar. Denn laut ihm wäre es zu begrüssen, dass die Schliessungen ausgesetzt würden, bis die Politik der Post klare Vorgaben zum Erhalt wichtiger Poststellen in Landregionen mache.

Die Gewerkschaft Syndicom hatte am Freitag die landesweite Petition www.meinepoststelle.ch lanciert. Sie will bei der Politik Druck machen, damit diese der Post klare Vorgaben macht, um einen weiteren Poststellenabbau durch den gelben Riesen zu erschweren.

Für den Fall, dass die Bundespolitiker trotz des Drucks aus der Bevölkerung und von Gewerbetreibenden die Post weiterhin gewähren lassen, überlegen sich Gewerkschaftskreise gar, eine Volksinitiative zur Sicherung des heutigen Poststellennetzes zu lancieren.

Am Montag diskutiert das Parlament über die Post

Auf Anfrage teilt die Post mit, sie nehme die nationale Petition zur Kenntnis. Man erfülle heute alle gesetzlichen Vorgaben und werde dies auch in Zukunft tun. «Die Post handelt und richtet das Postnetzangebot auf die Zukunft aus», betont der gelbe Riese zudem. Dies, damit die Post «den Grundversorgungsauftrag weiterhin in hoher Qualität eigenwirtschaftlich erbringen kann».

Bereits am Montag ist die Post ein Thema in der für sie zuständigen Ständeratskommission. Da könnten die Parlamentarier bezüglich des Poststellennetzes Gesetzesvorgaben für den gelben Riesen einleiten, die auf die Bedürfnisse der Landregionen ausgerichtet sind.

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