Nach dem Nein zu mehr Strahlung für 5G
Plötzlich gibts eine Alternative für schnelles Internet

Die Mobilfunkanbieter wollen vorwärts machen mit der Einführung des schnellen Internet-Standards 5G. Doch sie werden gebremst, weil die Politik keine höheren Strahlenwerte akzeptiert. Nun zeigt Bundesrätin Doris Leuthard einen vorübergehenden Ausweg auf.
Publiziert: 13.03.2018 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:42 Uhr
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Mehr Antennen oder höhere Grenzwerte? Die 5G-Technologie macht Massnahmen nötig.
Foto: CHRISTIAN BEUTLER
Sermîn Faki

Eine Stimme hatte letzte Woche den Ausschlag dafür gegeben, dass die 5G-Revolution in der Schweiz etwas länger braucht. Der Ständerat hatte mit 22 zu 21 Stimmen bei zwei Enthaltungen abgelehnt, die Strahlengrenzwerte für Antennen zu erhöhen. Das wäre nötig gewesen, damit Mobilfunkanbieter den schnellen Standard 5G ohne viele neue kleine Antennen vorantreiben können.

Respekt für das Parlament

Daraus wird nun nichts, wie Kommunikationsministerin Doris Leuthard (54) gestern im Nationalrat bestätigte. Der Bundesrat könnte die Verordnung, in der die Grenzwerte festgelegt sind, zwar eigenständig anpassen. Doch das wird er – «aus Respekt vor dem Willen des Parlaments» nicht tun, wie Leuthard sagte. Sie liess aber keinen Zweifel daran, dass der «wenig innovations- und wirtschaftsfreundliche» Entscheid der Ständeräte sie nervt.

Nun hat Leuthard einen Ausweg gefunden, der den Mobilfunkanbietern die 5G-Einführung etwas erleichtert. Auch ohne die Strahlengrenzwerte heraufzusetzen. Denn es sei möglich, «die Mess- und Berechnungsmethoden anzupassen», was Swisscom und Co. Luft verschaffen könnte.

Die Einführung von 5G erleichtern

Zwar würden die Grenzwerte weiterhin gelten. Mit der neuen Methode lägen die heute gemessenen Werte aber tiefer. Was es erlauben würde, die Kapazität bestehender Antennen «moderat zu erhöhen», wie Leuthard sagte. Die Mobilfunkanbieter dürften dann wohl etwas stärker senden. Der Start der 5G-Einführung würde somit erleichtert.

Bis irgendwann die Grenzwerte vom Parlament doch erhöht würden. Denn Leuthard hat die Hoffnung nicht aufgegeben, «dass das Parlament gescheiter wird».

Schädlich oder nicht – ein Mobilfunk-Experte klärt auf

Von Dominique Rais

Das Internet der Dinge, die Vernetzung zahlreicher Geräte mittels Mobilfunknetz, steht unmittelbar bevor. «Der 5G-Standard ist die Basisinfrastruktur für die Digitalisierung der Gesellschaft», sagt Mobilfunk-Experte Gregor Dürrenberger (62) zu BLICK. Der Unterschied zum bestehenden 4G-Netz ist markant. «Die nächste Mobilfunkgeneration ist nicht nur leistungsfähiger, sondern bietet auch weitere technische Vorteile.»

Allen voran wird die Latenz – also die Zeit, die zwischen dem Absenden und Empfangen von Daten vergeht – massiv verkürzt. Bisher lag diese bei 3G und 4G zwischen 10 und 50 Millisekunden. Mit 5G würde sie bei einer Millisekunde liegen. Für die Übertragung einer Whatsapp-Nachricht unerheblich – doch in Zusammenhang mit selbstfahrenden Fahrzeugen essenziell. «Wenn in einer Gefahrensituation gebremst werden muss, sind Millisekunden entscheidend.»

Mehr Antennen würden weniger Strahlung bewirken

Mit dem Ständerats-Entscheid wird ein flächendeckendes 5G-Netz in der Schweiz vorerst ausgebremst. Doch ist die Angst vor der Strahlung durch Mobilfunkt-Antennen nachvollziehbar? «Strahlung spürt, sieht oder schmeckt man nicht. Zudem ist das Wort in Zusammenhang mit Atomstrahlung negativ belastet», räumt Dürrenberger ein. Ein empirischer Beweis für durch Mobilfunkstrahlung verursachte gesundheitliche Schäden konnte von der Wissenschaft bisher aber nicht erbracht werden.

Doch die Strahlen-Diskussion ist paradox. «Leute wehren sich gegen Mobilfunkantennen, nutzen ihre Handys aber bedenkenlos. Dabei bestrahlen die Endgeräte die Nutzer wesentlich stärker als Mobilfunkanlagen.» Brisant: «Die Strahlungswerte von Handys steigen bei schlechtem Empfang deutlich an», so Dürrenberger. Der Umkehrschluss: «Die Antennen-Dichte zu erhöhen, kann den Empfang verbessern, wodurch die Sendeleistungen der Handys sinken.» 

Von Dominique Rais

Das Internet der Dinge, die Vernetzung zahlreicher Geräte mittels Mobilfunknetz, steht unmittelbar bevor. «Der 5G-Standard ist die Basisinfrastruktur für die Digitalisierung der Gesellschaft», sagt Mobilfunk-Experte Gregor Dürrenberger (62) zu BLICK. Der Unterschied zum bestehenden 4G-Netz ist markant. «Die nächste Mobilfunkgeneration ist nicht nur leistungsfähiger, sondern bietet auch weitere technische Vorteile.»

Allen voran wird die Latenz – also die Zeit, die zwischen dem Absenden und Empfangen von Daten vergeht – massiv verkürzt. Bisher lag diese bei 3G und 4G zwischen 10 und 50 Millisekunden. Mit 5G würde sie bei einer Millisekunde liegen. Für die Übertragung einer Whatsapp-Nachricht unerheblich – doch in Zusammenhang mit selbstfahrenden Fahrzeugen essenziell. «Wenn in einer Gefahrensituation gebremst werden muss, sind Millisekunden entscheidend.»

Mehr Antennen würden weniger Strahlung bewirken

Mit dem Ständerats-Entscheid wird ein flächendeckendes 5G-Netz in der Schweiz vorerst ausgebremst. Doch ist die Angst vor der Strahlung durch Mobilfunkt-Antennen nachvollziehbar? «Strahlung spürt, sieht oder schmeckt man nicht. Zudem ist das Wort in Zusammenhang mit Atomstrahlung negativ belastet», räumt Dürrenberger ein. Ein empirischer Beweis für durch Mobilfunkstrahlung verursachte gesundheitliche Schäden konnte von der Wissenschaft bisher aber nicht erbracht werden.

Doch die Strahlen-Diskussion ist paradox. «Leute wehren sich gegen Mobilfunkantennen, nutzen ihre Handys aber bedenkenlos. Dabei bestrahlen die Endgeräte die Nutzer wesentlich stärker als Mobilfunkanlagen.» Brisant: «Die Strahlungswerte von Handys steigen bei schlechtem Empfang deutlich an», so Dürrenberger. Der Umkehrschluss: «Die Antennen-Dichte zu erhöhen, kann den Empfang verbessern, wodurch die Sendeleistungen der Handys sinken.» 

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