Mit zunehmender Verzweiflung klammerte sich der gambische Diktator Yahya Jammeh (51) an die Macht. Doch als in der vergangenen Woche Truppen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft unter dem Mandat der Uno in den Kleinstaat einmarschierten, floh Jammeh nach Guinea. Der im Dezember rechtmässig gewählte Adama Barrow (51) konnte mit Verspätung in die Hauptstadt Banjul einziehen.
Mehr als 20 Jahre dauerte Jammehs Gewaltherrschaft. In den Tagen vor seiner Flucht fiel ein Minister nach dem anderen von ihm ab und machte sich aus dem Staub. Omar Sey, Gesundheitsminister von Jammehs Gnaden, warf am 17. Januar das Handtuch. Recherchen von SonntagsBlick zeigen, dass sich Omar Sey – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ex-Aussenminister – in der Schweiz aufhält. Genauer: in Genf.
Exil-Gambier sind verunsichert
Dort hat er laut mehreren Quellen ein Asylgesuch gestellt. Zeugen wollen den früheren Minister in einer Genfer Flüchtlingsunterkunft gesehen haben. In der gambischen Exilgemeinde macht sich Unruhe breit, weil niemand versteht, warum der Gehilfe des Diktators in der Schweiz unbehelligt bleibt – und sogar noch Schutz verlangen kann.
Die Behörden äussern sich nur zurückhaltend. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) habe bisher keine Kenntnis «von einem Asylgesuch von Herrn Omar Sey», sagt ein Sprecher auf Anfrage. Es ist aber durchaus denkbar, dass Sey sein Gesuch unter falschem Namen gestellt hat.
Sey nutzte WHO-Konferenz
In sozialen Medien kursiert eine angebliche Rücktrittserklärung Seys, der zufolge er seine Aufgabe nicht länger erfüllen könne. Zugleich dankt er Diktator Jammeh für dessen Grosszügigkeit und versichert ihn zugleich seiner Loyalität. Notabene im Moment seiner Flucht!
Geschickt nutzte Sey die Rolle Genfs als Uno-Sitz. Ihm kam gelegen, dass am 18. Januar eine Konferenz des Direktoriums der Weltgesundheitsorganisation WHO in der Rhonestadt begann. Sey hat als Gesundheitsminister Gambias mit Vertretern über dreissig anderer Staaten Einsitz in diesem Gremium, nachdem Jammeh ihn 2013 in sein Kabinett aufgenommen hatte.
Schon Gambias Innenminister stellte Asylgesuch
Sey ist nicht der einzige gambische Ex-Minister, der in der Schweiz Schutz sucht: Am Mittwoch hatte die SRF-Sendung «Rundschau» publik gemacht, dass der langjährige gambische Innenminister Ousman Sonko (48) hier ein Asylgesuch gestellt hat.
Sonko wird vorgeworfen, Folterungen und Hinrichtungen von Regimegegnern befohlen zu haben. Schon vor den Wahlen im Dezember aber fiel er offenbar in Ungnade. Seit November lebt er unbehelligt in einem Durchgangszentrum für Asylsuchende in Lyss BE. Sein Fall löste eine Kontroverse zwischen den zuständigen Behörden des Kantons Bern und dem SEM aus. Die Staatsanwaltschaft Jura-Seeland hat inzwischen Ermittlungen gegen Sonko eingeleitet. Der Verdacht: Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Die ehemalige britische Kolonie Gambia wurde 1965 unabhängig. 1994 putschte sich der Offizier Yahya Jammeh an die Macht. Er führte die Todesstrafe wieder ein und liess sich in einem bizarren Personenkult feiern. Während Jammeh in Saus und Braus lebte, verfolgten, folterten und töteten seine Schergen Regimekritiker. Wahlen im letzten Dezember sollten seiner Herrschaft den Anschein von Demokratie verleihen. Überraschend anerkannte Jammeh seine Niederlage gegen den Oppositionellen Adama Barrow. Kurz darauf änderte er aber seine Meinung und weigerte sich, die Macht abzugeben. Erst unter dem Druck einer senegalesischen Militärintervention trat er am 20. Januar zurück.
Die ehemalige britische Kolonie Gambia wurde 1965 unabhängig. 1994 putschte sich der Offizier Yahya Jammeh an die Macht. Er führte die Todesstrafe wieder ein und liess sich in einem bizarren Personenkult feiern. Während Jammeh in Saus und Braus lebte, verfolgten, folterten und töteten seine Schergen Regimekritiker. Wahlen im letzten Dezember sollten seiner Herrschaft den Anschein von Demokratie verleihen. Überraschend anerkannte Jammeh seine Niederlage gegen den Oppositionellen Adama Barrow. Kurz darauf änderte er aber seine Meinung und weigerte sich, die Macht abzugeben. Erst unter dem Druck einer senegalesischen Militärintervention trat er am 20. Januar zurück.