«Für mich ist es ein trauriger Anlass, aber es ist gut so», sagte Kapuzinerbruder Josef am Montag im Garten des Klosters. Er übergab der Solothurner Regierungsrätin Sandra Kolly symbolisch einen Schlüssel der Klosteranlage.
Es war nicht nur ein Schlüssel, sondern es waren zwei Kästen voller Schlüssel. Bruder Josef: «Ich bin froh, dass die endlose Räumerei und der Abschied effektiv ein Ende haben. Das Kloster und Olten, das ist eine alte Liebe, die nicht rostet.»
«Man kann es sich fast nicht vorstellen», sagte Bau- und Justizdirektorin Kolly: «Das Kloster gehört zu Olten.» Sie habe den Gedanken, dass es mal ein Ende gebe, immer wieder verdrängt. «Das kulturelle Erbe geht jetzt zurück an den Kanton.»
Mit der Schlüsselübergabe geht ein Abschied auf Raten zu Ende, der viele Menschen in der Drei-Tannen-Stadt Olten wehmütig stimmt. Die sechs Kapuzinerbrüder, die das Kloster unweit des Bahnhofs zuletzt bewohnten, sind bereits ausgezogen.
Im April gab es einen Flohmarkt und eine grosse Abschiedsfeier in der bis auf den letzten Platz besetzten Stadtkirche. Verabschiedet wurden die Brüder Josef, Werner, Crispin, Julius, Peter und Paul.
Der Schweizer Kapuzinerorden wies den mehr als 80-jährigen Männern ein neues Zuhause zu. Zwei zogen ins Kapuzinerkloster Wil SG, zwei nach Schwyz und je einer ins Kloster Wesemlin in Luzern und Delémont JU.
Im Januar des letzten Jahres hatte der Provinzrat der Schweizer Kapuziner den Regierungsrat wissen lassen, die Bruderschaft habe beschlossen, das Kloster in Olten zu verlassen.
Der religiöse und gesellschaftliche Wandel habe dazu geführt, den Standort zu verlassen, hielt der Provinzrat fest. Die Aufgabe von Olten als Basisort für die Schweizer Missions-Kapuziner in Afrika, Indonesien und Südamerika sei zu Ende. Die Situation habe sich «radikal verändert».
Ähnlich in Fluss sei die Situation der Kapuziner in ganz Europa, wie der Provinzrat schrieb. Die Schweizer Kapuzinerprovinz zähle noch zehn Klöster. In den 1960er Jahre habe die Provinz noch 800 Mitbrüder gezählt, gegenwärtig seien es weniger 100.
Die Zukunft der Klosteranlage im Besitz des Kantons ist teilweise geklärt. Die Stadt hat den Plan, das Grundstück im Baurecht zu übernehmen und die Gebäude zu kaufen. Diese sollen später für öffentliche Zwecke zugunsten der Bevölkerung genutzt werden.
Bis alles geregelt ist, haben Stadt und Kanton eine bis Ende 2026 einen Mietvertrag unterschrieben. Die Stadt kann die Räume selbst nutzen oder untervermieten. Aber sie muss die Gebäude und Gartenanlagen bewirtschaften. Die Vermietung erfolgt laut der Staatskanzlei Solothurn daher «unentgeltlich».