Das Fürstentum Liechtenstein und die Europäische Union führen 2017 den automatischen Informationsaustausch (AIA) ein. Damit würden Bankdaten von Bürgerinnen und Bürger zwischen den Steuerbehörden automatisch ausgetauscht. Da stellt sich natürlich die Frage, warum dieser nachbarschaftliche Datenaustausch nicht auch zwischen der Schweiz und Liechtenstein stattfinden soll. 2015 traf sich die damalige Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf mit ihrem liechtensteinischen Pendant, um die Angelegenheit zu besprechen, jedoch erfolglos. Ihr Nachfolger, Finanzminister Ueli Maurer, unternahm diesen Mai einen neuen Anlauf.
Die Schweiz sei nach wie vor am AIA mit Liechtenstein interessiert, sagt Beat Werder, Leiter Kommunikation im Staatssekretariat für internationale Finanzfragen im Finanzdepartement, gegenüber dem «St.-Galler-Tagblatt». Doch Liechtenstein habe es damit nicht so eilig, liegen doch mehrere Milliarden an Schweizer Vermögen dort gebunkert. Bereits jetzt haben einige Anleger ihr Geld abgezogen, aus Angst vor dem Austausch. Natürlich würden weitere folgen.
Dies wäre für Liechtenstein ein veritables Problem. Das Tagblatt zitiert einen in Liechtenstein arbeitenden Banker: «Ich schätze, das Vermögen der Schweizer Kunden macht mehr als einen Viertel der in Liechtenstein verwalteten Gelder aus», da könne ein Datenaustausch, der einen massiven Geldrückfluss zur Folge hätte, an die Substanz gehen. Plötzlich versteht man den Unwillen unseres Nachbarn, den Schweizer Steuerbehörden mehr Einblick zu gewähren.
Im Fürstentum gibt man sich derweil noch selbstsicher. Der Geschäftsleiter des Liechtensteinischen Bankenverbandes rühmt den dortigen Finanzplatz im «Tagblatt». Die Rahmenbedingungen des Finanzplatzes seien gut, mitunter wegen des «liberalen Gesellschaftsrechts» und des «modernen und wettbewerbsfähigen Steuersystems», sowie dem Zugang zum Schweizer und dem Europäischen Binnenmarkt. Diese Faktoren garantierten «Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit», führt er aus, selbst mit einem AIA.
Auch die Liechtensteiner Stabsstelle für internationale Finanzplatz-Agenden, sagt gegenüber dem «St.-Galler Tagblatt», man wolle kooperativ sein. Leiterin Katja Gey versichert: «Liechtenstein hat ein Interesse daran, die internationalen Standards umzusetzen und damit die grenzüberschreitende Steuerkonformität abzusichern.» Allerdings gibt sie indirekt auch zu, dass es die Behörden in Vaduz im Fall der Schweiz nicht eilig haben: «In welcher Form dies zwischen Liechtenstein und der Schweiz konkret umgesetzt wird, ist Inhalt von Gesprächen.» (wif)