FDP-Nationalrat Marcel Dobler (38) bittet in St. Gallen um finanzielle «Unterstützung». Per Bettelbrief, der dem BLICK vorliegt, hat der Multimillionär verschiedene Firmen im Kanton angeschrieben. Darin betont er, wie er Digitec als CEO von einem Start-up zu einem Unternehmen von mehr als 500 Millionen Franken Umsatz geführt habe.
Der Verkauf seiner Digitec-Anteile machte Dobler später reich: Die «Bilanz» schätzt sein Vermögen auf 50 Millionen Franken. Das Magazin habe damit aber eher tief gestapelt, soll Dobler schon angedeutet haben. So wird es zumindest unter der Bundeshauskuppel erzählt.
Unterstützung der Wirtschaft wichtig
Es erstaunt deshalb doch sehr, dass der erfolgreiche Unternehmer nun auf Betteltour geht. «Ein Wahlkampf ist aber auch auf finanzielle Ressourcen angewiesen. Ich erlaube mir deshalb, diesem Schreiben einen Einzahlungsschein beizulegen», heisst es im Brief.
Als BLICK Dobler, der heute Miteigentümer der Franz Carl Weber AG ist, auf die Bettelbrief-Aktion anspricht, antwortet er ausweichend: Ihm als Unternehmer sei die Unterstützung der St. Galler Wirtschaft sehr wichtig. Deshalb habe er für die kommenden Wahlen Unternehmen um eine solche gebeten. Dabei seien die «Unterstützungsmöglichkeiten vielfältig».
Zu seinem Wahlkampfbudget macht Dobler keine konkreten Angaben. Er räumt lediglich ein, dafür einen Mitarbeiter angestellt zu haben.
Ohne Präzisierung: Nein zum Rahmenabkommen
Marcel Dobler ist vieles – so auch mehrfacher Schweizer Meister im Viererbob –, aber sicherlich keine graue Maus. Der FDP-Nationalrat fiel in Bundesbern auf, weil er zugab, bei der Abstimmung zur Masseneinwanderungs-Initiative vom 9. Februar 2014 Ja gestimmt zu haben. Heute würde er die SVP-Initiative auch wegen der rückläufigen Zuwanderung aber ablehnen, sagt er zu BLICK. Damit ist Dobler inzwischen auf Parteilinie.
Der Rapperswiler Unternehmer ist auch Vorstandsmitglied des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse, der sich für das Rahmenabkommen mit der EU starkmacht. Dobler selbst wartet beim Rahmenabkommen «gespannt» auf die Präzisierungen, die die Schweiz in drei Punkten von der EU verlangt. Lägen diese vor, könne er abschliessend übers Abkommen befinden. «Müsste ich heute ohne Präzisierungen und Klärung der offenen Fragen entscheiden, würde ich das Rahmenabkommen ablehnen.»
Parallelen zu Martullo
Mit dieser kritischen Haltung gegenüber dem EU-Deal ist er freilich nicht allein im Economiesuisse-Vorstand. Auch EMS-Chemie-Unternehmerin und Milliardärin Magdalena Martullo-Blocher (49) bringt dem Abkommen bekanntlich wenig Sympathie entgegen. Und bei der Selbstbestimmungs-Initiative war auch die SVP-Nationalrätin mit einer Bettelaktion aufgefallen (BLICK berichtete).
Marcel Dobler konkurrenziert mit solchen Aussagen denn auch eher SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel (53), der in St. Gallen ebenfalls für den Ständerat kandidiert, als die beiden Bisherigen, den SP-Mann Paul Rechsteiner (66) und den CVPler Beni Würth (51), zu gefährden.
Daran dürfte auch ein grosses Portemonnaie wenig ändern, in das der eine oder andere St. Galler Unternehmer noch etwas Kleingeld nachlegt.