Gerade erst sorgte an der Schule «Roggenhausen» in Unterentfelden AG ein streunender Hund für Aufregung: Drei Kinder und zwei Erwachsene wurden von Bullmastiff «Rock» gebissen.
Kaum flammt die Debatte um gefährliche Hunde wieder auf, will FDP-Ständerat Ruedi Noser (ZH) das Rad der Zeit zurückdrehen. Per Motion fordert er die Abschaffung des Hundekurs-Obligatoriums.
Seine Familie besitzt selber einen Lagotto – besser bekannt als Trüffelhund – und verfügt über den seit 2008 geforderten Sachkundenachweis (SKN). «Meine Frau, meine älteren Kinder und sogar meine Schwiegermutter haben den Kurs alle besucht – und hätten das auch freiwillig getan», sagt Noser. «Doch das Obligatorium ist völlig unnötig, weil damit jeder Hundehalter in einen Kurs gezwungen wird, unabhängig von der Hundeart oder davon, wie lange er schon Hunde hält.»
Positive Wirkung nicht nachweisbar
Für ihn ist auch klar: «Was das Thema Hundeattacken betrifft, haben die Kurse keine nachweisbare positive Wirkung.» Noser verweist dabei auf einen vor kurzem erschienenen Evaluationsbericht des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen.
Der Bericht kommt zum Schluss, dass die Kurse von Veterinärdiensten, Hundertrainern und Hundehalter zwar «grundsätzlich gut bewertet werden», dass aber harte Fakten fehlen würden, «welche dem Obligatorium eine klar objektive Wirkung attestieren könnten».
So konnte etwa in den Jahren seit Einführung der Ausbildungspflicht kein eindeutiger rückläufiger Trend bei der Anzahl gemeldeter Vorfälle festgestellt werden. Auch wird kein deutlicher Verhaltensunterschied von Personen mit und ohne Kurs festgestellt. Zudem ist jeder fünfte Hundehalter der Kurs-Pflicht bisher nicht nachgekommen.
Der Bericht schlägt zwar Verbesserungsmassnahmen vor, hält aber auch ein Alternativszenario – ganz im Sinne Nosers – fest: «Man könnte im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse auch zum Schluss kommen, auf die SKN-Pflicht zu verzichten: Dies zum einen, da in den vergangenen Jahren viel erreicht wurde, und zum anderen, da die Kantone und der Bund bisher keine systematische Durchsetzung der SKN-Pflicht verfolgten und auch kein zuverlässiges Registrierungssystem besteht.»
Hauptproblem «am anderen Ende der Leine»
«Die Resultate sind ernüchternd», sagt Noser. Das Hauptproblem liegt nicht bei den Hunden, «sondern am anderen Ende der Leine», ist der Freisinnige überzeugt. «Das Obligatorium war eine totale Überreaktion auf einige tragische Problemfälle. Deswegen gleich alle Hundehalter in die Kurspflicht zu zwingen, widerspricht meinem liberalen Verständnis – und nützt nur der Hundekurs-Mafia.»
Der Bericht solle daher zum Anlass genommen werden, «die Eigenverantwortung wieder zu stärken und das Obligatorium aufzuheben».
Noser setzt also auf Freiwilligkeit. Er betont aber: «Staatlichen Zwang sollte es künftig nur noch bei fehlbaren Hundehaltern geben, welche ihre Tiere nicht im Griff haben.»