Schon als Bundesrat hatte Moritz Leuenberger den Hang zum Theatralischen. Als er 2003 als Umweltminister für eine Energieeffizienz-Etikette für Autos weibelte, schnüffelte er für die Fotografen an einem Auspuff. Die politische Botschaft brachte er damit auf den Punkt, die Szene wurde zur Legende.
2008 mimte er den Ängstlichen, als ihm ein Bündner Bär den Schlüssel zur Eröffnung des Nationalparkzentrums in Zernez überreichte. Und letztes Jahr gab er im Schneemann-Kostüm im Bernhard Theater den Böögg.
Leuenberger als Schlossgespenst
Am Wochenende lieferte Leuenberger eine weitere Kostprobe seiner Schauspielkunst. An der 150-Jahr-Feier der Schweizer Botschaft in Berlin hätte man meinen können, das altehrwürdige Gebäude verfüge über ein eigenes Schlossgespenst.
Doch es war nur Leuenberger, der sich angesichts des schlechten Berliner Wetters in einem silbernen Regenschutz in Pose warf.
Der Regen war schuld
«Der Regen war in Berlin DER Gesprächsstoff und stand beim Jubiläum im Mittelpunkt. Auch ich zollte ihm meine Aufmerksamkeit», sagt Leuenberger schmunzelnd dem BLICK.
Er habe nur fröhliche Rückmeldungen auf das Bild bekommen, weil es sich von den braven Posen bei People-Reportagen etwas unterscheide.
Doch müsste er als ehemaliger Bundesrat nicht mehr Zurückhaltung üben? Leuenberger winkt ab: «Ich bin glücklich, keinen Benimmregeln mehr unterworfen zu sein», sagt er. Und schiebt nach: «Ich konnte ja schon als Bundesrat nie gut in die Kamera lächeln.»
Auch Fotograf Thomas Grabka bestätigt BLICK, dass Leuenberger keine Aufforderung brauchte: «Ich hatte gerade das Foto mit ihm und dem Ex-Innenminister Otto Schily gemacht, da fing es noch mal so richtig an zu regnen», erzählt der Berliner Fotograf.
«Leuenberger zog darauf hin, obwohl noch im Trockenen stehend, seinen Regenmantel an - und da habe ich ihn gefragt, ob ich ihn in diesem auch noch mal fotografieren darf - na ja und dann hat er sich mehr oder weniger von selbst für mich extra in den Regen gestellt.»
Der Zürcher Moritz Leuenberger wurde 1989/90 als Präsident der «Parlamentarischen Untersuchungskommission EJPD» (PUK 1) bekannt, er leitete die Aufarbeitung der Fichenaffäre. Von 1995 bis 2010 sass er im Bundesrat.