Donnerstagmorgen, 7.45 Uhr, im Ständeratssaal. Noch bevor das Diskutieren und Abstimmen im Bundeshaus beginnt, versammeln sich die Grünen. Ihre Forderung: Das Jahr 1971 soll endlich auch im Stöckli verewigt werden.
Hintergrund: An den hölzernen Wänden prangen historische Daten. 1291 – für die Gründung der alten Eidgenossenschaft. 1815 – auf dieses Jahr lässt sich die Schweizer Neutralitätspolitik zurückführen. Oder natürlich 1848 – das Jahr der Gründung der modernen Schweiz.
Das Stöckli soll auch symbolisch weiblicher werden
Das Problem: «Nirgendwo weit und breit im Ständeratssaal erinnert eine Zahl an das Jahr, in dem die Schweiz endlich das Frauenstimmrecht einführte. Und das, obwohl dies ein wichtiges Datum in der Schweizer Geschichte ist», sagt Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan (38). «Und auch das Stöckli soll endlich weiblicher werden. Sowohl in der Besetzung als auch symbolisch!»
Und so übergab sie gemeinsam mit ihren Fraktionskollegen Aline Trede (35), Irène Kälin (32), Adèle Thorens (47), Maya Graf (57), Balthasar Glättli (47) und Michael Töngi (52) ein symbolisches «1971» an den Ständeratspräsidenten Jean-René Fournier (61, CVP).
Fünf Kantone hatten noch nie eine Nationalrätin
Denn obwohl die Frauen seit 48 Jahren wählen und gewählt werden können, «haben bis heute fünf Kantone noch nie eine Nationalrätin gestellt! Das ist skandalös», betont Arslan.
Denn nicht nur auf der linken Ratsseite sollen Frauen gestärkt werden: «Gleichberechtigung ist nicht nur Aufgabe der Links-Grünen, sondern von allen!»
Und die Ziffern 1-9-7-1? Prangen sie bald im von Männern dominierten Stöckli? «Ich hoffe sehr! Präsident Fournier hat uns zumindest heute Morgen bestärkt und versprochen, dass er sich dafür einsetzt!»