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Mordfantasien gegen Schweizer Prominente
Ermittlungen gegen Neonazi-Musiker eingestellt

Auch weil US-Behörden nicht kooperieren, werden die Ermittlungen gegen die Neonazi-Band «Mordkommando» eingestellt, weil die Täterschaft ungeklärt bleibt. Die rechtsextremen Musiker hetzten in ihren Liedern gegen Homosequelle und Juden.
Publiziert: 22.12.2018 um 15:23 Uhr
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Die Ermittlungen gegen die Neonazi-Band «Mordkommando» wird eingestellt. Die Täterschaft konnte nicht eruiert werden.
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Die Ermittlungen gegen die rechtsextreme Band «Mordkommando» blieben erfolglos und werden deshalb eingestellt. Dies berichtet die «Aargauer Zeitung». Die Neonazi-Band drohte auf einem 2014 erschienenen Album prominenten Schweizern mit Gewalt und Tod. Primär hetzte «Mordkommando» in ihren Songs gegen Homosexuelle und Juden.

Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch (58), Moderator Kurt Aeschbacher (70) oder der Musiker Michael von der Heide (47), die alle öffentlich zu ihrer Homosexualität stehen, sowie Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) Herbert Winter (72) waren Ziel des Hasses. Mordfantasien, antisemitische Hassparolen – die Neonazi-Rocker schockten mit ihren Inhalten.

US-Behörden haben nicht kooperiert

Die Betroffenen reichten Strafanzeige ein. Nun stellt die Zürcher Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aber ein. Ein Nachweis der Täterschaft scheiterte, heisst es von der Behörde. Es sei nicht gelungen, die nötigen IT-Daten zu erheben. Sprich, von welchen Computern die Songs ins Netz hochgeladen worden waren. Dies auch aus dem Grund, weil US-Behörden einem Gesuch nicht nachkamen, weil die Publikation der Liedtexte laut amerikanischem Recht unter die Redefreiheit fällt.

Auch andere Quellen und Hinweise liessen sich nicht dahingehend verarbeiten, um ein Verfahren zu rechtfertigen. Man habe alle nahe liegenden Beweismöglichkeiten ausgeschöpft, um die Täterschaft zu eruieren, teilt die Staatsanwaltschaft mit.

Schweizer sollen hinter «Mordkommando» stehen

Der Sprecher von Corine Mauch lässt im Namen seiner Chefin ausrichten, den Entscheid zu Kenntnis zu nehmen, inhaltlich aber nicht zu kommentieren. Etwas konkreter äussert sich im Namen des Dachverbandes der jüdischen Gemeinschaft Generalsekretär Jonathan Kreutner: «Wir bedauern, dass er zur Einstellung des Verfahrens gegen die Band «Mordkommando» kommt, trotz den grossen Engagements der Staatsanwaltschaft.» Gegen die Einstellungsverfügung wolle man keine Beschwerde einreichen.

Szenenbeobachter spekulieren, dass hinter der Band «Mordkommando» Mitglieder der bekannten Schweizer Neonazi-Band «Amok» stehen. Sie ist teil eines europaweit aktiven, rechtsextremen Netzwerks. «Amok»-Frontmann Kevin G., der auch ein Sänger von «Mordkommando» sein soll, ist kein unbeschriebenes Blatt. Er ist mehrfach vorbestraft. Im März 2018 wurde er wegen Rassendiskriminierung und Tätlichkeiten zu zwei Jahren Haft verurteilt. Dies, weil er einen orthodoxen Juden bespuckt, beschimpft und ihm den Hitlergruss gezeigt hat, wie die «AZ» schreibt. (duc)

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