Marcel Dettling (38) wird Nachfolger von SVP-Präsident Albert Rösti (52), da waren sich Bundeshaus-Insider bis Samstag einig. Jung, auf Linie, Stammtisch-tauglich: ein Toni Brunner 2.0 sozusagen. Wer, wenn nicht der Schwyzer Landwirt mit seiner gmögigen Art könnte die SVP aus dem Formtief ziehen?
Beim traditionellen SVP-Kadertreffen im thurgauischen Bad Horn habe er zwar einen motivierten und kämpferischen Eindruck gemacht. «Das Pendel schlägt derzeit eher in Richtung Ja», sagt ein Teilnehmer.
Interner Zirkel lanciert Monika Rüegger
Zugesagt hat Dettling aber nicht. Er zögert nicht zuletzt, weil er drei kleine Kinder hat, die er hin und wieder gern sehen würde, wie er kürzlich sagte. Und vielleicht auch, weil SVP-Präsident zu sein, in den nächsten Jahren alles andere als ein Spaziergang sein wird.
Für Partei-Insider ist klar: Sagt Dettling ab, muss die Partei den Reigen der möglichen Rösti-Nachfolger vergrössern. Und in diesem Zusammenhang taucht neben den bereits bekannten Thomas Matter (53), Franz Ruppen (48) und Sandra Sollberger (46) ein neuer Name auf: Monika Rüegger (51). Gemäss der «SonntagsZeitung» haben einflussreiche SVP-Kreise Rüegger in Bad Horn für die Rösti-Nachfolge lanciert. Sie wäre die erste Frau an der Spitze der männerlastigen SVP.
Rüegger hätte Zeit
Die Kantonalpräsidentin der SVP Obwalden wurde im Oktober frisch in den Nationalrat gewählt, in ihrem Heimatkanton politisiert sie zudem im Kantonsrat. Und sie bringt einige Voraussetzungen mit, die es für das Amt braucht: Die Hausfrau hat, etwa im Gegensatz zu Banker Matter und Malermeisterin Sollberger, kein eigenes Unternehmen zu führen. Beruflich zu stark eingebunden zu sein, schliesst einen Verschleissjob wie den des Parteipräsidenten nahezu aus.
Und anders als bei Dettling sind Rüeggers Söhne Matteo, Samuel, Jonas und Lukas zwischen 14 und 23 Jahre alt und damit aus dem Gröbsten raus.
Sie kann führen – und sie will es auch
Dass sie führen kann, hat Rüegger in Obwalden bewiesen. Dort konnte die SVP einen Sitz gewinnen – keiner anderen Kantonalsektion ist das gelungen. Der Erfolg sei vor allem der enormen Arbeit Rüeggers zu verdanken. Die Frau kann anpacken – ihr fester Händedruck sei in der Fraktion mittlerweile legendär. Und sie will auch: In Bad Horn habe sie immer wieder prominent das Wort ergriffen und sich so SVP-weit bekannt gemacht.
Ein weiterer Vorteil: Angesichts der zunehmend schwierigen Beziehung zwischen Partei-Elite in Bern und Kantonalsektionen könnte Rüegger als Brückenbauerin fungieren.
Gut vernetzt mit SVP-Elite
Apropos Elite: Mit der ist die gelernte Metallbauplanerin schon gut vernetzt. So arbeitete ihr Mann bis 2012 als Verlagsleiter der «Weltwoche» von Roger Köppel (54) – das Sommerfest der Zeitschrift besucht Rüegger noch immer. Mit Esther Friedli (42), Partnerin von Ex-Parteipräsident Toni Brunner (45), teilt sie sich während der Session eine Wohnung in Bern.
Und was sagt Rüegger selbst? Im Moment tendiere sie zu einem Nein, wolle aber auch nicht ansagen, beschied sie der «SonntagsZeitung». Dem habe sie nichts hinzuzufügen, schreibt sie BLICK per SMS. Das zeigt: An strategischem Geschick mangelt es ihr ebenfalls nicht. Anstatt das aktuelle Medieninteresse zu nutzen und Auskunft zu geben, macht sich Rüegger rar. Ein cleverer Schachzug, der sie weit bringen könnte.