Mit dem gelb-blauen Logo für den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub: Nein, die Rede ist nicht von der EVP – der Möbelkonzern Ikea mischt seit heute Montag im Abstimmungskampf mit. Die Schweden lancieren eine Kampagne zum Vaterschaftsurlaub. Auf Social Media und mit Inseraten will Ikea für ein Ja weibeln, um «das Land familienfreundlicher zu gestalten», wie der Konzern sagt.
Natürlich im typischen Ikea-Stil: So heisst die Aktion «VÅTERSKAFTSURLÅUB» – und ein Ja zu den Papiferien wird den Stimmberechtigten im Stil einer Montageanleitung schmackhaft gemacht.
Möbelhaus begibt sich auf dünnes Eis
Dass sich private Unternehmen in die Politik, ja gar in einen Abstimmungskampf einmischen, ist selten – vor allem, weil sie häufig anecken. Als Coca Cola im Januar mit einer regenbogenfarbigen Cola-Flasche für die Verschärfung des Anti-Diskriminierungs-Gesetzes geworben hat, hagelte es ebenso Kritik wie vor der No-Billag-Abstimmung, als die SRG an den Pranger gestellt wurde.
Mit der Papizeit-Kampagne begibt sich Ikea also auf dünnes Eis. Doch Kommunikationschef Aurel Hosennen fürchtet sich nicht vor Kritik: «Heutzutage kann ein Unternehmen gar nicht mehr unpolitisch sein», sagt er zu BLICK. Zumal der Vaterschaftsurlaub schon lange ein Anliegen für Ikea sei. «Nur weil sich die Papiferien-Diskussion nun in die Politik verschoben hat, müssen wir als Konzern unsere Überzeugungen dazu nicht zurückhalten», so Hosennen.
Die Jungen ins Boot holen
Überzeugungen, die gewisse Vorteile bringen. Hauptklientel von Ikea sind jungen Menschen – und bei denen will man gut ankommen. «Natürlich schaffen wir mit dieser Kampagne auch Identifikationsfläche», gesteht Manuel Rotzinger von Ikeas Public Affairs denn auch. Gerade die jüngeren Generationen hätten immer höhere Ansprüche an Unternehmen und forderten, dass diese in gewissen Themen Farbe bekennen. «Das Jahr 2020 mit seinen vielen politischen Bewegungen hat diese Erwartungen verstärkt», so Rotzinger.
Die Vaterschaftsurlaub-Kampagne ist nicht das erste Mal, dass sich der Möbel-Gigant zu politischen Themen äussert. Erst im Juni hatte sich Ikea von Mimi Jäger (37) distanziert, weil diese sich über die «Black Lives Matter»-Demo in Zürich beschwerte. Und Ex-Schweiz-Chefin Simona Scarpaleggia (60) äusserte sich immer wieder politisch – etwa zum Thema Frauenförderung.
Ikea folgt dem Beispiel des eigenen Heimatlands
Kommt hinzu, dass der Vaterschaftsurlaub in Schweden, der Heimat von Ikea, staatlich mehr gefördert wird. Dort müssen Väter 60 Tage bezahlten Vaterschaftsurlaub beziehen. Vom Staat werden insgesamt 480 Tage Elternzeit finanziert, welche frisch gebackene Eltern untereinander aufteilen können.
Ganz nach schwedischer Mentalität bietet das Möbelhaus seinen Mitarbeitern bereits ganze sechs Wochen Vaterschaftsurlaub. Damit habe das Möbelhaus bis jetzt nur gute Erfahrungen gemacht: Die Mitarbeitenden erhielten nicht nur die Chance, sich gemeinsam mit ihren Partnerinnen oder Partnern innerhalb ihrer neuen Rollen und Verantwortungen zu organisieren. Sondern sie kehrten auch motivierter, gelassener und kreativer an ihren Arbeitsort zurück, ist man bei Ikea überzeugt.