Diese Woche weilt Bundesrat Johann Schneider-Ammann (65) in Afrika. Besuchen sollte er aber auch wieder einmal seine Leute im Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung. Denn diese waren in der jüngsten Personalbefragung gar nicht zufrieden mit ihrer obersten Führung. Sie vergaben lumpige 42 Punkte.
Gemäss Skala bedeuten weniger als 50 Punkte eine «geringe bis stark negative Beurteilung». Tröstlich ist für den Wirtschaftsminister, dass seine Gesamtnote als oberster Chef des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) mit 58 Punkten etwas besser beurteilt wird, nämlich «gering positiv» (50 bis 64 Punkte).
Berset und Leuthard die beliebtesten Departementchefs
Damit befindet sich Schneider-Ammann zumindest im Bundesratskollegium in guter Gesellschaft: Finanzchef Ueli Maurer (67), Verteidigungsminister Guy Parmelin (58) und Justizministerin Simonetta Sommaruga (57) erhielten für ihre Departemente auch nur 61 Punkte.
Nicht viel besser schnitten Sozialminister Alain Berset (45) – 62 Punkte – sowie Verkehrs- und Umweltministerin Doris Leuthard (54) mit 64 Punkten ab. Ignazio Cassis (56) darf sich noch auf den Lorbeeren seines Vorgängers Didier Burkhalter (57) im Aussendepartement ausruhen. Er verantwortet wie Leuthard 64 Punkte.
Im Bundesarchiv arbeitet das zufriedenste Personal
Auch einzelne Ämter schneiden schlecht ab. So etwa das Schweizerische Institut für Rechtsvergleichung in Lausanne, wo die Arbeitszufriedenheit mit 59 Punkten am schlechtesten beurteilt wird. Das Personal hat dort grosse Mühe mit den direkten Vorgesetzten (56 Punkte). Direktorin Christina Schmid muss sich wohl von ihrer obersten Chefin Sommaruga kritische Fragen gefallen lassen.
Auf kein gutes Klima deuten auch die Umfragewerte beim Führungsstab der Armee. Hier war die Arbeitszufriedenheit mit 61 Punkten am zweitschlechtesten, und die Führung allgemein schnitt mit 58 Punkten nicht gut ab.
Arbeiten möchte man hingegen beim Bundesarchiv. Hier vergab das Personal praktisch bei allen Kriterien über 80 Punkte – wie schon bei der letzten grossen Personalbefragung 2014. Nur im Eidgenössischen Personalamt und – siehe da – im Generalsekretariat von Schneider-Ammanns Departement Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) war die Arbeitszufriedenheit annähernd gleich gross.
Weiterentwicklungs-Programm hinterliess bei der Armee Spuren
Matthias Humbel (38), profunder Kenner der Branche Öffentliche Verwaltung, hat die Resultate für den Personalverband Transfair analysiert. Für ihn widerspiegelt die Befragung die gegenwärtige Personalsituation realistisch. «Die Werte des WBF waren bereits 2014 tief. Die oberste Leitung war damals schon ein Thema.»
Wenig überrascht haben ihn auch die tiefen Werte aus dem Verteidigungsdepartement. «Man spürt die Auswirkungen der Weiterentwicklung der Armee, über die sich das Personal schlecht informiert fühlte», so Humbel.
Aufgefallen sind dem Gewerkschafter das generell hohe Gefühl der Verpflichtung des Bundespersonals, das sich aus den Faktoren Kündigungsneigung sowie Identifikation und Engagement zusammensetze. «Die Leistungsbereitschaft ist überall sehr hoch», sagt Humbel. Auch Bundesrat Schneider-Ammann dürfte von seinem Personal daher freundlich empfangen werden – wenn er denn mal vorbeischaut.
68 Prozent füllten den Fragebogen aus
Die Bundesverwaltung führt alle drei Jahre bei ihrem ganzen Personal eine Befragung durch. Rund 34'000 Mitarbeiter haben einen Fragebogen erhalten, 68 Prozent schickten ihn zurück. In den Zwischenjahren werden Stichprobenbefragungen durchgeführt.