FDP-Mann Ruedi Noser schaffte gestern glanzvoll die Wahl in den Ständerat – und ebnete damit einem freisinnigen Scharfmacher den Weg ins Bundeshaus. Gewerbeverbandsdirektor Hans-Ulrich Bigler (57) erbt von Noser das Nationalratsmandat.
Bigler ist eine umstrittene Figur und ein aggressiver Kampagnenführer, wie er beim Billag-Referendum wie auch beim Referendum gegen das Raumplanungsgesetz unter Beweis gestellt hat. Der überzeugte Christ wird sich gerade in der Service-public-Debatte rund um die SRG nicht scheuen, sich erneut mit Christlichdemokratin und Medienministerin Doris Leuthard (52) anzulegen.
Flüchtlingsschreck Glarner
Doch Bigler ist nicht der einzige Haudrauf, der den Sprung nach Bern schafft. Auch in andern Parteien stehen Neulinge parat, die mit scharfzüngigen Voten für frischen Wind sorgen werden.
In der SVP etwa Flüchtlingsschreck Andreas Glarner (53, AG), der seine Gemeinde Oberwil-Lieli möglichst frei von Asylbewerbern halten will. Für Aufsehen sorgte er mit Slogans wie «Maria statt Scharia» oder «Kopf hoch statt Kopf ab». Ein Hardliner und steter Provokateur, der noch rechter als mancher seiner SVP-Kumpanen politisiert.
Pointiert links
Auch die Linke steigt mit Neulingen in den politischen Ring, die für Aufmerksamkeit sorgen werden. Pointiert links politisiert SP-Nationalrätin Mattea Meyer (28, ZH). In Bern will sie etwa dafür kämpfen, «das sich die Schere zwischen dem Mittelstand und den Reichen nicht noch grösser wird». Und nun macht sie sich zusammen mit Genosse Cédric Wermuth für die Einführung eines Vaterschaftsurlaubs stark.
Politisch gross geworden ist Meyer bei den Juso – sie war sogar als deren Präsidentin im Gespräch. Angesichts des Rechtrutsches macht sie klar, dass die Linke künftig häufiger mit Hilfe des Volkes politisieren soll. «Wir dürfen keine Angst haben, wieder vermehrt Referenden zu lancieren.»
Für frischen Wind sorgt auch Linkspolitikerin Sibel Arslan (35, BS) von «Basels starker Alternative» (BastA!). Die Seconda mit türkisch-kurdischen Wurzeln politisiert in Bern als Grüne. Für schweizweites Aufsehen sorgte vor Jahren, dass sie und andere türkischstämmige damalige Basler Grossräte vom Schweizer Geheimdienst bespitzelt wurden. Kein Wunder, unterstützt sie nun das Referendum gegen das neue Nachrichtendienst-Gesetz an vorderster Front.
Streitbarer Béglé
Doch nicht nur links und rechts ziehen streitbare Figuren ins Bundeshaus. Auch die CVP stellt mit Claude Béglé (65, VD) einen neuen Nationalrat, der kein Blatt vor den Mund nehmen wird. Das hat er als früherer Post-Verwaltungsratspräsident bewiesen, wo er als grosser Reformer angetreten war – und nach heftigen internen Machtkämpfen die Waffen strecken musste. Neuling Béglé dürfte jedenfalls für mehr Wirbel sorgen als sein Vorgänger im Bundeshaus.