Mit fixfertigen Predigten und Gebeten
Kirchen mobilisieren für Konzern-Initiative

Abstimmungskampf von der Kanzel herab: Die Kirche setzt sich mit grossem Engagement für ein Ja zur Konzernverantwortungs-Initiative ein. Nun kommt Widerstand auf.
Publiziert: 30.08.2020 um 11:29 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2020 um 20:54 Uhr
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Seit Jahren hängen die orangen Fahnen zur Konzernverantwortungs-Initiative schon.

Die Konzernverantwortungs-Initiative kommt zwar erst im November zur Abstimmung. Doch der Abstimmungskampf ist schon jetzt in vollem Gang. Seit Jahren bekommen Sympathisanten regelmässig Post mit Spendenaufrufen für die Kampagne, seit Jahren hängen die orangen Fahnen der Gegner an Balkonbrüstungen im ganzen Land.

Auch die Kirche bekennt Farbe. Über 500 Kirchgemeinden hätten sich der Ja-Kampagne «Kirche für Konzernverantwortung» schon angeschlossen, berichtet die «NZZ am Sonntag». Die Bischofskonferenz, die evangelisch-reformierte Kirche und die Freikirchen haben bereits im Februar bekannt gegeben, die Initiative zu unterstützen.

Ein Ja aus Nächstenliebe

Diese will, dass Konzerne mit Sitz in der Schweiz für Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden ihrer Tochterfirmen im Ausland haftbar gemacht werden können. Damit gründe die Initiative auf zwei zentrale Anliegen des christlichen Glaubens und der Bibel: Nächstenliebe und die Bewahrung der Schöpfung, heisst es in einem Faktenblatt der Kirchen-Kampagne. Die Initiative verhindere, «dass weiterhin Menschen misshandelt und Gottes Schöpfung ausgebeutet wird».

Dass sich die Kirche für ein politisches Anliegen in diesem Mass stark macht, sei «in der Schweiz bisher einmalig», sagt Kampagnen-Mitarbeiterin Katharina Boerlin zur «NZZ am Sonntag». Auf der Homepage der Kirchen-Kampagne können Pfarrer sogar pfannenfertige Predigten zur Konzernverantwortungs-Initiative herunterladen. Abstimmungskampf von der Kanzel herab – für die Kampagnen-Führer offenbar kein Problem.

Auch steht eine Sammlung von Bibelversen zur Verfügung, auf welche die Kirchenvertreter verweisen können. Und sogar Gebete, die zum Thema passen, sind gesammelt.

Es gibt Widerstand

Laut Boerlin habe man auf das Engagement von der Kirchenbasis «fast nur positive Reaktionen» erhalten. Nun allerdings regt sich Widerstand. Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, formiert sich derzeit in Kirchenkreisen ein Gegenkomitee. Mit dabei ist der Glarner Kirchenratspräsident Ulrich Knoepfel, der auch im Rat der Evengalisch-reformierten Kirche Schweiz sitzt. Er ist der Meinung: «Die Kirche sollte nicht Stellung nehmen zu politischen Vorlagen, die nicht kirchliche Fragen im engeren Sinn betreffen.» Die Kirchenmitglieder bräuchten «keine Kirche, die ihnen sagt, wie sie abstimmen sollen». (lha)

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