Es kann nur noch besser werden! Das ist die Stimmungslage vieler Berner Diplomaten nach dem gestrigen Tag. Grund: Seit Donnerstag weilt der Tunesische Staatspräsident Beji Caid Essebsi auf Staatsbesuch in der Schweiz. Beim gestrigen Auftakt ging schon mal vieles gründlich schief, wie die «Tagesschau» gestern berichtete.
Schon der offizielle Empfang im Bundeshaus stand unter einem schlechten Stern. Der 89-jährige Essebsi stolperte beim Verlassen seiner Limousine. Zum Glück war Bundespräsident Johann Schneider-Ammann (64) zur Stelle. Er konnte sein Gegenüber mit einem beherzten Griff vor einem möglicherweise folgenreichen Sturz bewahren.
Babylonische Missverständnisse
Einige Minuten später stürzte Essebsi dann doch noch – wenn auch im übertragenen Sinn. «Mir ist bewusst, dass die Schweiz der Europäischen Union erst spät beigetreten ist. Aber sie spielt darin eine wichtige Rolle», erklärte der Tunesische Staatspräsident in seiner Ansprache.
Der nächste Vorfall ereignete sich bei der Pressekonferenz. Nachdem Bundespräsident Schneider-Ammann sich auf Deutsch an die Medien richtete, übernahm Essebsi das Wort. «Es war vereinbart, dass wir Französisch sprechen», bemerkte er spitz. Da Schneider-Ammann die «Freundlichkeit» besessen habe, auf Deutsch zu sprechen, werde er selbst seine Stellungnahme auf Arabisch verlesen.
Ein diplomatischer Eklat? Offenbar nur ein Missverständnis. Jedenfalls heisst es im Umfeld des Bundespräsidenten, dass sich die Delegationen vor dem Pressetermin darauf geeinigt hätten, dass die Präsidenten in ihrer jeweiligen Muttersprache sprechen. Dies sei Essebsi offenbar entgangen, so eine Quelle.
Verschoben wegen eines Attentats
Manche in Bern spotten nun bereits, dass ein Fluch auf den Beziehungen zwischen der Schweiz und Tunesien liegen müsse. Der Staatsbesuch sollte nämlich bereits im letzten November stattfinden. Nach einem schweren Bombenanschlag in Tunis wurde er aber verschoben.
Nachdem die Schweiz und Tunesien gestern sechs bilaterale Abkommen unterzeichneten, steht der heutige Tag im Zeichen der Wirtschaft. Essebsi will sich in der Schweiz über die Berufsbildung informieren. Zudem besichtigt er ein Unternehmen in Ostermundigen BE.