Die meisten National- und Ständeräte haben die klassische und mühsame Ochsentour hinter sich: Schulrat, Mitglied in einem Ortsverband, Einwohnerrat, Kantonsrat – und dann plötzlich gelingt der Sprung ins Bundeshaus.
Doch es gibt auch andere, weniger schweisstreibende Politikkarrieren: Personen, die sich in der Wirtschaft, an Unis oder im Showbusiness einen Namen gemacht haben. Wegen ihrer Bekanntheit gelang die Wahl ins Eidgenössische Parlament auf Anhieb.
Laut einer Studie der ETH Zürich sind ein Viertel aller amtierenden Nationalräte Quereinsteiger – Personen, die vor ihrer Wahl nur für kurze Zeit oder gar kein politisches Amt bekleidet haben.
Auch bei den Eidgenössischen Wahlen im Oktober wollen es Politneulinge wissen. Die Quereinsteigerin mit dem bekanntesten Namen ist Magdalena Martullo-Blocher, Tochter von SVP-Übervater Christoph Blocher. Ihre Wahl ist indes alles andere als sicher. Sie kandidiert nicht in Zürich, wo sie lebt, sondern in Graubünden, dem Standort ihrer Firma Ems Chemie. Die SVP hat in Graubünden aber derzeit nur einen Sitz.
Von der Wirtschaft in die Politik – das versucht auch Digitec-Gründer und IT-Millionär Marcel Dobler. Er kandidiert für die FDP St. Gallen.
Gut stehen die Chancen für Claude Béglé. Der ehemalige Post-Verwaltungsratspräsident belegt den ersten Listenplatz der CVP Waadt – und wird wohl den amtsältesten Parlamentarier, Jacques Neirynck, verdrängen.
Für die CVP kandidiert auch im Kanton Bern ein bekanntes Gesicht: Keshtjella Pepshi, ehemalige Miss Universe Kosovo. Reelle Chancen hat sie jedoch keine. Und auch in Genf stellt die CVP mit dem kürzlich zurückgetretenen SRG-Verwaltungsratspräsidenten Raymond Loretan einen bekannten Politneuling auf.
So gut wie gewählt ist bereits Roger Köppel. Der «Weltwoche»-Verleger und Chefredaktor ist der Hoffnungsträger der SVP für die Ära nach Christoph Blocher. Er wird in Zürich ein Spitzenergebnis erzielen.
Stärker zittern wird in Zürich Tim Guldimann. Der ehemalige Diplomat – zuletzt Schweizer Botschafter in Deutschland – will für die SP nach Bern. Seine Wahlchancen werden dadurch geschmälert, weil er weiterhin in Berlin wohnen wird.
Schliesslich will auch eine erfolgreiche Initiantin an die Front: Christine Bussat, Kämpferin gegen Pädophile, kandidiert für die BDP Waadt. Ihre beiden Volksinitiativen «für die Unverjährbarkeit pornografischer Straftaten an Kindern» und «Pädophile sollen nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen» nahm das Stimmvolk klar an.
Bussat will alles geben: «Wenn ich etwas anpacke, gehe ich bis ans Ende. Vorher gebe ich nicht auf.»